Wirtschaft

Drei Jahre Haft für Middelhoff

Schwarzer Tag für Thomas Middelhoff: Nach der Verurteilung zu drei Jahren Haft wegen Untreue und Steuerhinterziehung wurde der Mann, der einst als Superstar unter Deutschlands Topmanagern galt, noch im Gerichtssaal verhaftet. Man sehe Fluchtgefahr bei dem 61-Jährigen, sagte der Vorsitzende Richter Jörg Schmitt. Ausschlaggebend dafür seien die Höhe der Freiheitsstrafe, die unklare berufliche Situation und der Wohnsitz im Ausland – Middelhoff lebt auf seinem Anwesen im südfranzösischen St. Tropez.

Das Gericht hatte den früheren Chef des inzwischen pleitegegangenen Karstadt-Mutterkonzerns Arcandor am Freitag der Untreue in 27 Fällen und der Steuerhinterziehung in drei Fällen schuldig gesprochen. Middelhoff nahm das harte Urteil, mit dem das Gericht nur leicht unter der Forderung der Staatsanwaltschaft blieb, mit versteinerter Miene zur Kenntnis. Noch in seinem Schlusswort hatte der Manager alle Vorwürfe zurückgewiesen und beteuert: „Ich kann mir kein Fehlverhalten vorwerfen.“

Der von Middelhoff verursachte Schaden wurde vom Gericht auf rund 500.000 Euro beziffert. Der Manager hatte private Flüge zu Unrecht dem Arcandor-Konzern in Rechnung gestellt. Er reiste mit Charterjets nach New York und London, häufig flog er mit dem Hubschrauber zwischen seinem Wohnsitz in Bielefeld und der Arcandor-Zentrale in Essen hin und her.

Jörg Schmitt warf Middelhoff „Lügen“ und „abenteuerliche Erklärungsversuche“ während des Prozesses vor. Der Richter räumte aber auch ein, dass es ohne die Arcandor-Insolvenz das Verfahren wohl nicht gegeben hätte. Denn letztlich sei erst durch „Erbsenzählerei des Insolvenzverwalters“ der Prozess ins Rollen gekommen. Doch gehe es nicht um die Insolvenz, sondern um den Umgang Middelhoffs etwa mit den Reisekosten-Regelungen des Unternehmens.

Hoffnungsträger

Middelhoffs Anwälte zeichneten das Bild eines rund um die Uhr arbeitenden Managers, der wegen der Dauerkrise des Unternehmens keine Minute ungenutzt lassen konnte. Dem früheren Bertelsmann-Boss war einst viel zugetraut worden. 2005 übernahm er den angeschlagenen Karstadt-Quelle-Konzern, der in Arcandor umbenannt wurde. Bis 2009 war er Chef; wenig später musste Arcandor Insolvenz anmelden.

Das Verfahren ist nur ein Teil des Prozessmarathons, den Middelhoff absolvieren muss. Heftig sind vor allem die Auseinandersetzungen zwischen ihm und den Insolvenzverwaltern. Sie fordern von Middelhoff Summen in zweistelliger Millionenhöhe zurück und klagten ihn wegen angeblicher Managementfehler auf 175 Millionen Euro Schadenersatz. Auch mit der Bank Sal. Oppenheim streitet Middelhoff um Millionen.