Wirtschaft

Der Höhenflug der Ananas

Auch bei der Ananas gibt es einen Schweinezyklus. Die Preise haben sich binnen kurzer Zeit vervierfacht, beobachtet Peter Pfanner, Chef des gleichnamigen Vorarlberger Saftabfüllers. Thailand, das größte Anbauland für die Saftindustrie, liefert weniger Ware. Der Grund: „Vor drei Jahren waren die Preise im Keller. Eine Tonne Ananaskonzentrat hat damals 1000 US-Dollar gekostet“, sagt Pfanner. Deswegen haben viele Bauern entschieden, etwas anderes anzubauen. Mit den rückläufigen Mengen schnalzten die Preise wieder in die Höhe. „Heute kostet eine Tonne Konzentrat 4000 Dollar, also vier Mal so viel.“
Thailändische Bauern bekommen derzeit drei Mal so viel für ihre Ernte bezahlt als noch vor eineinhalb Jahren, schätzt Pfanner.

Aus Angst, schon bald weniger lukrieren zu können, würden viele ihre Felder abernten, bevor die Ananas richtig reif seien. „Damit kommen miserable Qualitäten in den Handel“, fürchtet Pfanner.

Ein paar seiner Branchenkollegen sollen sogar schon mit dem Gedanken spielen, die Produktion von Ananassaft vorübergehend einfach auszusetzen, weil die Preiserhöhungen im Handel nicht durchsetzbar seien. Branchenkenner gehen davon aus, dass speziell billige Eigenmarken der Supermarktketten bald nicht mehr abgefüllt werden.

Klingt nach einem Nischenproblem. Hierzulande wird vor allem Apfel- und Orangensaft getrunken. Weit abgeschlagen folgt Multivitaminsaft (in den auch Ananassaft fließt). Ananassaft selbst trinken die Österreicher eher selten. Dennoch ist er für das Vorarlberger Familienunternehmen Pfanner bedeutend. „Wir exportieren in 80 Länder – und international rangiert Ananassaft in der Beliebtheitsskala unter den Top 5“, erklärt der Firmenchef. „Bleiben die Preise so, kostet mich die Ananas im Einkauf im nächsten Jahr um zwei Millionen mehr als heuer.“

Was eine Frucht wert ist, bestimmt der Weltmarkt. Bauern in Sizilien verfolgen mit Argusaugen die Zitronenernte in Argentinien. Wird dort weniger geerntet, wird die Menge am Weltmarkt knapp und auch die Sizilianer verlangen mehr für ihre Ernte, ärgern sich Verarbeiter. Das Spiel lasse sich auf alle anderen Früchte umlegen.

Orangen kommen fast ausschließlich aus Brasilien nach Europa. Große Anbauländer wie die USA haben eine so große Inlandsnachfrage, dass schlicht keine Ware für den Export übrig bleibt. Gehandelt wird das Orangensaftkonzentrat, das rund um den Globus geschickt wird, in US-Dollar. Damit ist es – infolge der Euro-Schwäche – für europäische Produzenten teurer geworden, binnen eines Jahres um zwölf Prozent.

Saft wie Ökostrom

Pfanner füllt jährlich 500 Millionen Liter ab und ist der größte Abfüller unter dem Fairtrade-Siegel (40 Prozent des weltweit abgefüllten Fairtrade-Orangensaftes). Wobei das Siegel zumindest bei Orangensaft derzeit noch Symbolcharakter hat, ähnlich wie der Ausweis von Ökostrom. Da die Mengen von Orangen, die von Fairtrade-zertifizierten Bauern angeliefert werden, noch klein sind, werden sie nicht gesondert in den Fabriken verarbeitet. Das wäre zu teuer. Das Siegel kann damit nicht bestätigen, dass Fairtrade-Orangen im Packerl sind, sondern nur, dass fair gehandelte Orangen verarbeitet wurden. „Wir kontrollieren, dass die angelieferten Mengen Orangen und die Mengen an Saft zusammenpassen“, betont Fairtrade-Österreich-Chef Hartwig Kirner.

Die Saftmacher und ihre Zahlen

200 Millionen Liter Saft im Jahr In Österreich werden jährlich rund 200 Millionen Liter Nektar und Fruchtsaft verkauft. Apfel- und Orangensaft sind Topseller, der Orangensaftkonsum ist im Vorjahr aber gesunken (-6 Prozent).

Familienkonzern Pfanner Das Vorarlberger Familienunternehmen hat im abgelaufenen Geschäftsjahr rund 500 Millionen Liter abgefüllt und 250 Millionen Euro umgesetzt. Pfanner exportiert in mehr als 80 Länder und beschäftigt mehr als 800 Mitarbeiter. Heuer werden zehn Millionen Euro in den Firmenstandort Lauterach investiert. Rauch, Pfanner und der viel kleinere oberösterreichische Abfüller Spitz kommen in Österreich gemeinsam auf einen Marktanteil von rund 85 Prozent.