Wirtschaft

Der Energie-Preis ist heiß

Bei einigen Energieanbietern steigt der Unmut. Sie haben zwar nicht an der Strompreis-Auktion des Vereins für Konsumenteninformation (VKI) teilgenommen, wollen aber trotzdem bei der Neukundenwerbung mitmischen. Schließlich haben sich 260.000 Haushalte beim VKI angemeldet um gemeinsam billiger Strom und Gas einzukaufen. Doch derzeit schaut es nicht so aus, als würde die Rechnung der "Spätberufenen" aufgehen.

Weniger Konkurrenz

Dabei war die Strategie gut durchdacht. Mehrere Energieanbieter haben bewusst nicht an der Bestbietersuche des VKI teilgenommen. Weniger Mitbieter bedeuten weniger Konkurrenz beim Feilschen nach unten und somit höhere Preise. Nach dem Abschluss der Suche nach dem Bestbieter war eine große Marketingaktion geplant: "Wir unterbieten locker die Preise der VKI-Aktion, kommen Sie doch besser zu uns."

Doch bisher sind die bei der VKI-Aktion ermittelten Preise nicht öffentlich bekannt. Ende des Monats werden alle 260.000 Haushalte eine Nachricht bekommen, aus der hervorgeht, wie viel sie durch den Wechsel zum Gewinner der VKI-Energieauktion sparen. Vorher gibt es keine Preisinfos.

Das findet der Geschäftsführer des Energielieferanten switch, Rene Huber, gar nicht nett. Die VKI-Aktion verlaufe "suboptimal", weil die Energie-Preise nicht bekannt gegeben werden. Beim KURIER sind Mails von Energieanbietern eingetroffen, die genauso argumentieren. Für die Zurückhaltung bei der Offenlegung der Preise gibt es Gründe. Die Administration der VKI-Energieauktion wurden dem Spezialisten Prizewize übertragen.

30 Euro Bonus

Das holländische Unternehmen erhält für jeden Kunden, der zu dem von ihm ermittelten Bestbieter wechselt, ein Salär von 30 Euro. Das zahlt der Energielieferant und nicht der Kunde. Für den Wechsel abseits der VKI-Aktion zu einem anderen Energieanbieter gibt es natürlich kein Geld. Prizewize hat daher kein Interesse, die bei der Energieauktion ermittelten Tarife bekannt zu geben.

Energielieferanten wie switch bleibt daher derzeit nichts anderes übrig als die allgemeine Ankündigung, man werde das VKI-Angebot unterbieten. Das ist möglich, weil die Energieanbieter mit maximal ein Jahr gültigen Lockangeboten werben. Nach dem Jahr steigen die Energiepreise dann oft deutlich an. Der Energielieferant holt sich zurück, was er im ersten Jahr verschenkt hat.

Um das zu verhindern, hat der VKI den Neukundenbonus begrenzt. Der Preissprung nach einem Jahr wird daher niedriger ausfallen. Die VKI-Aktion ist ja auch für jene Energiekunden gedacht, die nicht vorhaben, jedes Jahr den Energielieferanten zu wechseln.

Kleine Handwerksbetriebe, Friseure oder Büros sind bei der Energiemarktliberalisierung bisher zu kurz gekommen: Während Industrieunternehmen vom tiefen Großhandelspreis für Strom und vom billigen Gas stark profitieren und private Haushalte eine Vielzahl an Billiglieferanten finden, schaut es für Gewerbebetriebe düster aus. "Neukundenrabatte wie für Haushaltskunden gibt es fürs Gewerbe kaum", sagt Johannes Mayer von der Energiemarktaufsicht E-Control.

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Auch finden Gewerbebetriebe, die den Energielieferanten wechseln wollen, viel weniger Angebote als die Privaten. "Um Gewerbekunden bemühen sich höchstens halb so viele Lieferanten wie um Haushalte", sagt Mayer. Die Folge: Die billigsten Strom-Offerte für Haushalte sind um durchschnittlich zehn bis 15 Prozent günstiger als jene fürs Gewerbe(siehe Grafik).Und bei den traditionellen lokalen Lieferanten zahlen die Gewerbebetriebe um durchschnittlich gut fünf Prozent mehr.

Dass die Energielieferung ans Gewerbe ein bisserl teurer sein kann als an Haushalte ist für Mayer durchaus verständlich. "Die kleinen Betriebe sind abends und nachts meist geschlossen. Das ist die Zeit, in der der Strom am billigsten ist", lautet die Begründung.

Neue Transparenz

Damit Gewerbebetrieben der Wechsel des Strom- und Gaslieferanten erleichtert wird, hat die E-Control mit Jahresbeginn einen eigenen Energiepreisrechner fürs Gewerbe gestartet. Dort können Unternehmen mit einem Strom-Jahresverbrauch bis zu 100.000 Kilowattstunden und einem Gasverbrauch bis zu 400.000 Stunden die für sie billigsten Lieferanten finden. "Der Wettbewerb in diesem Bereich kommt bereits in Gang", sagt Mayer. Der relativ junge Energieversorger Kittelmühle ist derzeit Bestbieter für viele Kleinbetriebe. "Bei der Energie ist es schlimmer als bei Olympia. Neukunden bekommt man nur, wenn man im Preisrechner an erster Stelle steht, andere Stockerlplätze zählen nicht", ist Mayer überzeugt.

E-Control-Vorstand Martin Graf glaubt, dass mit dem erwarteten stärkeren Wettbewerb im Gewerbe das Geschäftsmodell der traditionellen Energieversorger zu wanken beginnt. "Mit der Stromerzeugung verdienen sie nichts, mit dem Netz wenig. Mit den Kleinbetrieben und den Haushalten haben sie bisher ihre Dividenden erwirtschaftet", erklärt Graf. Jetzt komme in diese Bereiche, die noch einen Deckungsbeitrag erwirtschaftet haben, Bewegung. Die Wechselzahlen der ersten drei Quartale des Vorjahres sprechen für sich: 100.000 Strom- und Gaskunden (Haushalt und Betriebe) haben ihren Anbieter gewechselt, um 44 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

Das junge Start-up Unternehmen yousure Tarifvergleich GmbH hat einen prominenten Financier an Bord geholt: Der frühere AUA-Chef Alfred Ötsch hat sich an der jüngsten Finanzierungsrunde beteiligt. Vier Prozent gehören damit ihm.

Insgesamt zwei Millionen Euro hat yousure von Ötsch und einer Reihe weiterer potenter Geldgeber bekommen. Damit rührt das Portal unter dem Namen „Durchblicker“ fest die Werbetrommel. "Seit wir im Juli 2013 mit TV-Spots begonnen haben, sind die Nutzerzahlen von Durchblicker regelrecht explodiert", sagt Geschäftsführer und yousure-Gründer Reinhold Baudisch. Begonnen hat das Portal 2009 mit dem Vergleich von Versicherungen und Finanzprodukten. Inzwischen sind auch Strom- und Gaspreisvergleiche fixer Bestandteil. 2,3 Millionen Zugriffe verzeichnete das Unternehmen auf www.durchblicker.at seither, 500.000 davon im Bereich Energie.

Baudisch registriert seit Herbst des Vorjahres, als vor der Wahl die hohen Energiepreise thematisiert wurden, enorm steigendes Interesse der Konsumenten. "Der Energielieferanten-Wechsel über unser Portal hat sich seither verzehnfacht", freut er sich. Mit jedem Vertragsabschluss fließt Geld in die Kasse des Portals. Zahlen muss der Anbieter, nicht der Konsument. Im Gegensatz zum Tarifkalkulator der E-Control finden Verbraucher bei Durchblicker auch die derzeit niedrigen Float-Tarife (mit Indexanpassung) von Wien Energie, EVN und Energie Burgenland. Allerdings ist Durchblicker nur auf Haushaltskunden fokussiert. "Wir wollen Privatpersonen beim Sparen helfen", lautet das Motto von Baudisch.