Coronakrise - Entwicklungsbanken sehen 20 Mio. Jobs in Afrika bedroht
Internationale Experten rufen die europäischen Regierungen zum Handeln auf. Sie weisen auf die dramatischen Auswirkungen der Pandemie in Afrika hin.
Die Hilfspakete der multilateralen Geldgeber wie der Weltbank für die afrikanischen Länder würden nicht ausreichen.
Neben der bereits angelaufenen Unterstützung für das vorwiegend öffentliche Gesundheitssystem bedarf es laut der Entwicklungsbank dringend Hilfen für afrikanische Unternehmen, um die ohnedies knappen Arbeitsplätze zu erhalten.
Denn auch wirtschaftliche Verwerfungen kosten Menschenleben.
Den Europäischen Entwicklungsbanken (EDFI) komme bei der Sicherung von Arbeitsplätzen in Afrika eine tragende Rolle zu. Dazu brauche es aber einen kohärenten Ansatz der europäischen Regierungen und mehr Mittel, betonten die Finanzinstitute.
"Unser Hauptanliegen ist es, unsere Kunden bestmöglich bei der Bewältigung dieser Krise zu unterstützen und gerade jetzt, wo der Bedarf am größten ist, geeignete Finanzierungen bereitzustellen, die den Privatsektor stärken, Unternehmen ein Überleben ermöglichen und Arbeitsplätze erhalten", erklärten die OeEB-Vorstände Sabine Gaber und Michael Wancata.
"Viel hängt davon ab, wie schnell und wie entschlossen wir handeln", sagte Wieser. "In Europa haben wir den Vorteil, unseren Unternehmen mit günstigen Krediten zur Hilfe kommen zu können. Die meisten afrikanischen Regierungen haben nicht den finanziellen Spielraum, um auf diese Weise zu reagieren."
In Ländern mit niedrigerem Einkommen seien 90 Prozent der Arbeitsplätze im privaten Sektor. Der Verlust von Arbeitsplätzen und die daraus resultierende Armut könnten die Zahl der Todesopfer durch die Krankheit vervielfachen. Frauen und Mädchen seien überproportional betroffen.
"Was Afrika jetzt braucht, ist ein Ansatz, der mindestens so weitreichend ist wie jener in den OECD-Ländern", erklärte Wieser. "Ansonsten wird der Kontinent in seiner Entwicklung um ein Jahrzehnt zurückgeworfen."
Die Oesterreichische Entwicklungsbank ist seit 2008 die Entwicklungsbank der Republik Österreich und zu 100 Prozent im Besitz der Oesterreichischen Kontrollbank. Als Spezialinstitut finanziert sie private Investitionsvorhaben in Entwicklungs- und Schwellenländern, die sowohl wirtschaftlich als auch entwicklungspolitisch sinnvoll sein müssen.
Der Kreditversicherer Coface erwartet, dass die Auswirkungen der Corona-Pandemie für die Schwellenländer noch gravierender sind als für China, Europa und die USA.
Die Finanzlage werde zur Schlüsselfrage, so der Kreditversicherer in einer Aussendung am Montag. In den Schwellenländern sei die Staatsverschuldung 2019 bereits auf einem Allzeithoch gewesen.
Kapitalabflüsse in einem noch nie dagewesenen Ausmaß seien die unmittelbarste Folge der zunehmenden Unsicherheit in den Schwellenländern.
Im März überstiegen nach Angaben von Coface die Verkäufe ausländischer Investoren von Anleihen und Aktien aus 24 Schwellenländern 80 Milliarden Dollar (73,56 Mrd. Euro).
Dies entspreche einer Vervierfachung gegenüber dem letzten Quartal 2008. Generell seien auch die Währungen von Schwellenländern mit offenen Finanzmärkten von Abwertungen am heftigsten betroffen.
Die stärksten Währungsabwertungen gegenüber dem US-Dollar verzeichneten demnach Russland, Brasilien, Südafrika und Mexiko mit jeweils mehr als 25 Prozent, gefolgt von Kolumbien und Indonesien.
Verschuldete Schwellenländer würden neben der Entwicklung der öffentlichen Finanzen und der Währung zudem unter drei Formen der Corona-Auswirkungen leiden: Lockdown, Rückgang der Ölpreise und geringere Einnahmen aus dem Tourismus.
Neun Länder sind laut Coface von drei der vier großen Risiken betroffen: Südafrika, Algerien, Angola, Ecuador, Libanon, Mauretanien, Oman, Tunesien und Venezuela.