China: Umgarnen des großen Riesen
Von Simone Hoepke
Das kräftige Wirtschaftswachstum, die steigenden Einkommen und hohe Investitionen in die Infrastruktur lassen die Augen der Wirtschaftstreibenden leuchten, wenn es um potenzielle Aufträge aus China geht. Entsprechend umgarnt wurde die 150-köpfige chinesische Wirtschaftsdelegation am Montag bei einem Forum in der Wirtschaftskammer Österreich. Die Österreicher priesen ihr Land als Drehscheibe zu Osteuropa an, strichen die Produktivität der Arbeitnehmer heraus und betonten, dass heimische Betriebe genau das haben, was China künftig verstärkt brauchen wird.
"Gerade bei Öko-Innovationen deckt sich unsere Technologieführerschaft zunehmend mit dem Bedarf an den Prioritäten Chinas", betonte Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner. Geht es nach dem Minister, soll sich das Handelsvolumen zwischen Österreich und China in den kommenden fünf Jahren auf 17 Milliarden Euro verdoppeln. Angenehmer Nebeneffekt: Die Abhängigkeit vom europäischen Markt - derzeit gehen 80 Prozent unserer Exporte in europäische Länder - würde damit abnehmen.
Schon jetzt ist China nach den USA der wichtigste Handelspartner Österreichs in Übersee. Zwischen 2000 und 2010 hat Österreich die Ausfuhren ins Land der Mitte um 472 Prozent gesteigert. Vor allem Maschinen, Industrieanlagen und Kraftfahrzeugteile "Made in Austria" werden exportiert. Im Vorjahr ist das Handelsvolumen mit China um 40 Prozent auf 8,2 Milliarden Euro gestiegen. Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl: "Heuer können wir im bilateralen Handel neun Milliarden Euro erwarten. Wenn wir etwas arbeiten, werden wir 2012 die Zehn-Milliarden-Euro-Marke überspringen." Rund 600 österreichische Firmen haben derzeit eine Niederlassung in China, zwei Milliarden Euro haben die Österreicher bisher im Land der Mitte investiert.
Investitionen
Chinas Handelsminister Chen Deming stellte beim Wirtschaftsforum dem schuldengeplagten Europa "tatkräftige Unterstützung" in Aussicht und versprach Investitionen: "Wir sitzen alle in einem Boot. Wir müssen zusammenhalten, damit sich Europa erholt." Natürlich hätte er im Gegenzug auch eine Bitte, die auch sein Präsident in der Hofburg äußerte: Österreich möge sich im Rahmen der Europäischen Union dafür stark machen, dass China als volle Marktwirtschaft anerkannt wird. Damit würden Handelshemmnisse wegfallen, die den Chinesen schon lange ein Dorn im Auge sind.
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