Chef der Deutschen Bahn Rüdiger Grube tritt zurück
Der Chef der Deutschen Bahn verlässt mit sofortiger Wirkung das Unternehmen. Wie der Spiegel online berichtet, war Rüdiger Grube offenbar darüber verärgert, dass sich der Aufsichtsrat nicht an Absprachen gehalten hat.
Die Deutsche Bahn hat den Rücktritt mittlerweile offiziell bestätigt. Der Aufsichtsrat habe einstimmig Grubes Bitte entsprochen, mit sofortiger Wirkung "seinen laufenden Vertrag durch eine Auflösungsvereinbarung zu beenden, teilte das Staatsunternehmen mit. Den Posten werde Finanzchef Richard Lutz kommissarisch übernehmen.
Das Kontrollgremium wolle "zeitnah" über eine Nachfolge entscheiden.
Vertragsdauer als Streitpunkt
Grube sei zuvor eine Vertragsverlängerung um drei Jahre bis Ende 2020 zugesichert worden, er habe im Gegenzug auf eine Gehaltserhöhung verzichtet, hieß es aus dem Umfeld des Aufsichtsrats. In der Sitzung der Kontrolleure am Montag habe man ihm dann aber doch nur zwei weitere Jahre als Vorstandschef geben wollen.
Grube wollte seinen Arbeitsplatz noch am Montag verlassen. Erwartet worden war hingegen, dass der Aufsichtsrat den Vertrag Grubes verlängert. Über die Frage, wie lange der Kontrakt verlängert werden würde, hatte es zuletzt immer wieder widersprüchliche Medienberichte gegeben. Auch die bei solchen Verlängerungen oft übliche Gehaltserhöhung war ungewiss.
Der 65-Jährige war seit 2009 Vorstandschef des bundeseigenen Konzerns mit weltweit 300 000 Angestellten und rund 40 Milliarden Euro Umsatz. Er übernahm die Führung nach der Affäre um massenhafte Ausspähung von Mitarbeiter-E-Mails unter seinem Vorgänger Hartmut Mehdorn.
Durch den Kauf der Auslandsverkehrstochter Arriva trieb er die internationale Ausrichtung voran. Nach einem Verlustjahr 2015 konnte Grube zuletzt auf ein verbessertes Ergebnis und eine gestiegene Pünktlichkeit der Züge verweisen.
Verkehrsminister zeigt sich überrascht
Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) hat sich überrascht vom Rücktritt des Bahnchefs Rüdiger Grube gezeigt. „Das ist in der Tat eine so nicht zu erwartende Wendung“, sagte Dobrindt am Montag am Rande der CSU-Vorstandssitzung in München. Es habe in den letzten Tagen immer wieder Diskussionen zwischen Vorstand und Aufsichtsrat gegeben, am Schluss habe es „wenig Einigungsbereitschaft auf beiden Seiten“ gegeben.
Die Nachfolge müsse nun „möglichst zügig“ gelöst werden. Auf die Frage nach den Aussichten des früheren Kanzleramtsministers und Bahn-Vorstandsmitglieds Ronald Pofalla sagte Dobrindt: „Wir gehen jetzt einfach auf die Suche. Es gibt jetzt überhaupt keinen Grund, jetzt im Vorfeld schon irgendwelche Namen ins Gespräch zu bringen.“
Dobrindt gestand zu, dass sich die Bahn unter Grubes Führung modernisiert habe und Fortschritte bei der Digitalisierung gemacht habe. „Von daher ist in der Tat auch eine Dynamik bei der Bahn zu sehen, die von allen auch geteilt wird.“