Wirtschaft

Casinos: Schelling will keine Oligarchen

Bei den Casinos Austria samt ihrer Tochter Lotterien geht derzeit gar nichts mehr. Hatte es anfänglich so ausgesehen, dass der niederösterreichische Glücksspielkonzern des Selfmade-Industriellen Johann F. Graf die Kontrolle bekommt, wendete sich das Blatt durch den überraschenden Einstieg zweier tschechischer Oligarchen.

Finanzminister Hans Jörg Schelling ist darüber ziemlich verärgert. "Ein unfreundlicher Akt", kommentiert Schelling den Deal der Milliardäre Karel Komarek und Jiri Smejc. Sie hätten "solange lizitiert, bis eine vernünftige Lösung boykottiert war. Das ist nicht das, was ich mir unter einer konstruktiven Zusammenarbeit vorstelle".

Auch über die Vorgangsweise des Verkäufers, der Vienna Insurance Group (VIG), ist Schelling not amused. Die VIG verkaufte ihre Gesellschaft CAME, die durchgerechnet 11,35 Prozent an der Casinos-Holding hält, an die Oligarchen.

VIG-Aufsichtsratspräsident Günter Geyer hatte zuvor erklärt, der Verkaufspreis sei ein wichtiges Argument, die Meinung der Republik dazu sei für die VIG aber "ebenfalls wichtig". Die Republik hält über die Staatsholding ÖBIB 33 Prozent am Casinos-Konzern.

Irgendwie dürfte es zumindest Kommunikationsprobleme zwischen Schelling und Geyer gegeben haben. Die VIG habe "sich nicht an die Zusage gehalten, in Absprache mit den Miteigentümern zu handeln", teilt Schelling, der von einer "unpatriotischen Maßnahme des Verkäufers" spricht, in Richtung Ringturm aus.

Angeblich soll Novomatic der VIG denselben Kaufpreis geboten haben wie die Oligarchen. "Mit uns hat niemand im Finanzministerium das Gespräch dazu gesucht", hört man dazu aus dem Versicherungskonzern.

"Übernahmeschlacht darf Unternehmen nicht lähmen"

Schellings Ziel bei der Casinos-Gruppe ist eine Mehrheit aus österreichischen Kernaktionären. Es sei "wichtig, dass dieses Geschäft in österreichischer Hand bleibt". Im Interesse der Arbeitsplätze, außerdem sei die Gruppe einer der größten heimischen Steuerzahler. Daher habe er "kein Interesse daran, dass das Unternehmen durch diese Übernahmeschlacht gelähmt wird".

Klare Worte. Aber wie geht’s jetzt weiter?

Derzeit wird geprüft, ob die Tschechen gegenüber den Mitgesellschaftern in der Medial Beteiligungs-Gesellschaft ein Aufgriffsrecht haben. Die Medial, in die sich die Novomatic mehrheitlich über die Anteile von Leipnik Lundenburger und UNIQA einkaufen will, hält 38,29 Prozent an der Casinos-Gruppe.

Die Eigentümerstruktur scheint Schelling ebenfalls ziemlich zu nerven. Über Syndikatsverträge gibt es gegenseitige Vorkaufs- und Aufgriffsrechte – innerhalb der Medial und darüber hinaus unter allen Beteiligten. Das verschachtelte Konstrukt hatte der kürzlich verstorbene langjährige Casag-Chef Leo Wallner entworfen. Er selbst war mit einem kleinen Anteil über seine Stiftung beteiligt, die bereits vor Wochen an die Tschechen verkaufte.

Zu guter Letzt könnte auch noch die über das Bankhaus Schelhammer & Schattera involvierte steirische Grawe aufgreifen. In der Medial muss allerdings Einstimmigkeit herrschen.

Alles also sehr kompliziert. Durchaus möglich, dass sich die Medial auflöst. Schelling jedenfalls will "klare, einfache Strukturen".