Wirtschaft

Casinos: Der Preis entscheidet

Vergangene Woche legte die neue Staatsholding ÖBIB im Auftrag von Finanzminister Hans Jörg Schelling den Aktionären der Casinos-Austria-Gruppe (Casag) das angekündigte Übernahme-Angebot. Die Enttäuschung ist groß. Die Republik, die bereits ein Drittel am heimischen Glücksspielkonzern hält, bot insgesamt knapp unter 400 Millionen Euro.

Um diesen Preis wird Schelling das Unternehmen, dessen Asset der 68-prozentige Anteil an der Cash-Cow Lotterien ist, nicht bekommen. Schelling will bekanntlich mit der Mehrheitsübernahme die komplizierte Gesellschafterstruktur bereinigen und den Gaming-Konzern anschließend mit Gewinn privatisieren. Die Eigentümer erwarten sich allerdings deutlich mehr. Sollte der Preis nicht stimmen, wird nicht verkauft. "Wir müssen ja nicht", heißt es.

Es gibt zwar bereits Gutachten über den Wert der Casag, doch jetzt wird noch eine Expertise der Wirtschaftsprüfer KPMG abgewartet, die vom 38-Prozent-Gesellschafter Medial in Auftrag gegeben wurde. In der Medial sind Raiffeisen, der VIG-Konzern sowie das Bankhaus Schelhammer & Schattera zusammen geschlossen.

Konkurrenz-Offert

Einziger ernst zu nehmender Gegenkandidat für Schelling ist derzeit ein Konsortium um die Investmentgesellschaft Epic. Miteigentümer Peter Goldscheider hat dafür zwei milliardenschwere tschechische Partner ins Boot geholt, die KKCG und die EMMA, die im Glücksspiel-Business in Tschechien und Griechenland engagiert sind.

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Die EPIC ist mit 49 Prozent Konsortialführer. Die Gruppe will die Mehrheit an der Casag "als langfristiges, strategisches Investment", erklärt Goldscheider. Die Casinos seien Teil der Strategie, einen führenden europäische Gaming-Konzern aufzubauen. Aktuell im Visier sind die Türkei und Niederlande.

Goldscheider wäre es sehr recht, wenn die Republik als Minderheitseigentümer an Bord bliebe. Wien soll als technologisches Kompetenz-Zentrum sowie als internationale Drehscheibe ausgebaut werden. Eine Partnerschaft mit Novomatic, die kürzlich acht Prozent an den Lotterien erworben hat, kann sich Goldscheider nicht vorstellen. Novomatic-Eigentümer Johann F. Graf habe wohl kein Interesse, "irgend etwas zu teilen".

Sauer ist Goldscheider, dass der Casag-Vorstand bis dato den Zugang in den Datenraum verweigerte. Das wird auch Thema der Casinos-Aufsichtsratssitzung am Mittwoch. Sobald die vertiefte Prüfung abgeschlossen ist, werde man sehr schnell ein verbindliches Angebot legen. Es ist zu erwarten, dass sich das Offert am oberen Ende der Bewertung einpendelt, die zwischen 450 und 510 Millionen Euro liegt.