Selberkochen erfreut Elektrohändler
Von Anita Staudacher
In der Küche geht es längst nicht mehr nur ums Kochen, sondern auch ums Miteinander-Kommunizieren. Der Kühlschrank "spricht" mit dem Smartphone und meldet, dass die Milch ausgegangen ist; die intelligente Küchenmaschine lädt sich das passende Kochrezept selbst aus dem Internet.
Die "smarte Küche" war heuer einer der Trends auf der Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin. Globale Elektronikriesen wie Samsung, Panasonic oder LG, die eigentlich aus der Unterhaltungselektronik kommen, widmeten drei Viertel ihrer Ausstellungsfläche den Haushaltsgeräten der Zukunft. Das wiederum freut die heimischen Elektronikhändler. Sie profitieren vom neuen Boom des Selberkochens und -backens und können nach mageren Jahren wieder schöne Wachstumsraten erzielen.
Allein im ersten Halbjahr 2016 wuchs der Elektrohandelsumsatz in Österreich gegenüber dem Vorjahr um sechs Prozent, für das Gesamtjahr wird erstmals die 5-Milliarden-Euro-Umsatzgrenze angepeilt. Die mit Abstand höchsten Zuwachsraten gab es mit zehn Prozent bei den kleinen Haushaltsgeräten (Küchengeräte, Staubsauger) sowie bei Produkten für die Körperpflege (Rasierer, elektrische Zahnbürste etc.). Eine halbe Milliarde Euro geben die Österreicher jährlich dafür aus." Gefragt waren vor allem Smoothie-Mixer, Dampfgarer und Brotbackmaschinen, aber zunehmend auch Gesundheitsprodukte wie Blutdruckmesser", erläutert Wolfgang Krejcik, Obmann des Bundesgremiums des Elektrofachhandels in der Wirtschaftskammer (WKO).
EM-Effekt
Ein kleines Plus von vier Prozent verzeichnete der Elektrohandel im Bereich der Heimelektronik. Zugute kam dabei der Schwenk zu höherpreisigen Produkten und die Fußball-Europameisterschaft (EM) in diesem Jahr, die die Nachfrage nach TV-Geräten ankurbelte. "Der Trend zu größeren Bildschirmen hält an, Geräte mit Bilddiagonalen von 50 Zoll (127 cm) aufwärts werden immer häufiger gekauft", weiß Krejcik. Als jedoch Österreich nach der Niederlage gegen Island vorzeitig aus dem EM-Bewerb ausschied, "riss die Nachfrage abrupt ab", erzählt der Branchensprecher. Ein solides Umsatzwachstum von neun Prozent gab es bei Smartphones, wo sich viele Konsumenten neue, LTE-fähige Geräte anschafften. Ein solides Plus von sieben Prozent gab es bei PC, Tablets, Drucker etc.
Selfie-Effekt
Weil die Smartphone-Kameras immer besser werden und das "Selfie" den Schnappschuss von einst ablöst, schrumpft der Markt für Kompaktkameras rapide. "Der eher niedrigpreisige Massenmarkt ist quasi weggebrochen", sagt Krejcik, allerdings steige die Nachfrage nach hochauflösenden Kameras mit hochwertigen Objektiven.
In Summe gab es im Bereich Fotogeräte ein Minus von zehn Prozent. Was die Händler optimistisch stimmt: Haushaltsgeräte und große TV-Geräte werden nach wie vor zum Großteil im stationären Geschäft und nicht bei ausländischen Anbietern im Internet gekauft. Die Konsumenten nehmen auch vermehrt Serviceleistungen wie Lieferung, Montage und Konfigurieren der Geräte in Anspruch. Ein Grund dafür ist freilich auch, dass die Bedienung "smarter" Geräte nicht unbedingt einfacher geworden ist.
Die rund 7500 Unternehmen im heimischen Elektro- und Einrichtungshandel beschäftigen rund 48.000 Mitarbeiter.
KMU Nur zwölf Händler haben mehr als 250 Beschäftigte, während 92,5 Prozent weniger als nun Mitarbeiter beschäftigen.
TV-Geräte 120 Tausend Stück TV-Geräte wurden im Juni (Fußball-EM) verkauft. 127 Zentimeter beträgt die durchschnittliche Bilddiagonale.