Burgenlands Wirtschaft wächst heuer am stärksten
Von Anita Staudacher
Die Letzten werden die Ersten sein. Die jahrelang als wirtschaftliche Nachzügler geltenden Bundesländer Burgenland und Kärnten geben heuer ein kräftiges Lebenszeichen. Mit einem erwarteten regionalen Wirtschaftswachstum von 2,4 Prozent hat das Burgenland heuer (erneut) die Nase vorne, gefolgt von Kärnten mit 2,3 Prozent. Dies geht aus der Bundesländer-Konjunkturanalyse der Bank Austria hervor.
Mit einem BIP-Plus von 1,2 Prozent wächst das Schlusslicht Wien nur halb so stark wie das Burgenland, auch die Steiermark und Niederösterreich entwickeln sich unterdurchschnittlich. Österreichweit wird mit einem Wachstum von 1,5 Prozent gerechnet.
Was sind die Gründe für das höchst unterschiedliche Abschneiden der Regionen?
Tourismus Die Rekordzahlen im Tourismus wirkten sich positiv auf den Dienstleistungssektor inklusive Handel aus. Die Dienstleistungshochburgen konnten daher gegenüber den industrieorientierten Ländern Boden gutmachen. "Im Burgenland ist der Tourismus besonders gut gelaufen", analysiert Bank-Austria-Ökonom Robert Schwarz. Das Nächtigungsplus fiel vom Mai bis Oktober am stärksten von allen Bundesländern aus. Dank der Thermen ist der Tourismus nicht so saisonlastig und es gibt noch Entwicklungspotenzial. Dazu kommt ein erhöhter Inlandskonsum durch die Steuerreform, der auch die regionale Wirtschaft (z. B. Handwerk) belebt.
Bau Die Baukonjunktur zog gegenüber dem Vorjahr in allen Bundesländern an, am meisten in den Tourismusländern Tirol, Salzburg und Burgenland. Wien hinkt hier deutlich nach, es wird einfach zu wenig investiert.
Produktion Das Industriewachstum verlief heuer durchwachsen, der Außenhandel schwächelte. Relativ gut lief es für die Maschinen- und Metallwaren- sowie Elektroindustrie. Auch die Holzindustrie und Möbelhersteller meldeten Zuwächse. In Kärnten hätte die gute Auslastung im Halbleiterwerk von Infineon in Villach wertvolle Impulse geliefert, meint Schwarz. Zu relativieren ist das Kärntner Wachstum insofern, da die Wirtschaft 2015 besonders unter dem Hypo-Desaster litt und öffentliche Aufträge fehlten.
Für 2017 sagen die Ökonomen für alle Bundesländer ein ähnliches Wachstumstempo voraus, das BIP dürfte insgesamt um 1,6 Prozent zulegen. Große Unterschiede wird es weiterhin bei der Arbeitslosigkeit geben: "Während in Wien im Jahresschnitt 2016 mit einer Arbeitslosenquote von 13,7 Prozent gerechnet werden muss, wird Salzburg mit 5,6 Prozent den niedrigsten Wert aufweisen", heißt es im Bericht. Ein Grund ist auch der anhaltend starke Zustrom ausländischer Arbeitskräfte vor allem nach Wien. Im Burgenland zeichnet sich durch die Wirtschaftsbelebung eine leichte Entspannung am Arbeitsmarkt ab. Beim AMS Burgenland waren Ende November um fast 40 Prozent mehr freie Stellen als im Vorjahr gemeldet, die Zahl der Arbeitslosen sank um 2,2 Prozent.