Büromöbel: Übernahmewellen und Sparzwang
Von Simone Hoepke
In der Chefetage wird nicht gespart. Diesen Schluss legen die Verkaufszahlen des burgenländischen Büromöbelherstellers Neudoerfler nahe. Dieser hat laut eigenen Angaben mit Einrichtungen für Chefetagen im Vorjahr um 160 Prozent mehr umgesetzt als im Jahr zuvor. Einmalig war der Ausreißer im Management-Segment (das 13 Prozent zum Gesamtumsatz beiträgt) nicht. Geschäftsführer Helmut Sattler: "Das Segment ist schon in den Vorjahren überproportional gewachsen, wenn auch nicht in diesem Ausmaß."
Dem Konkurrenten Hali ist das ebenfalls nicht entgangen. Die Nummer eins in Österreich ist stolz auf ihre modernen, automatischen Fertigungsanlagen in Eferding. Für nicht gerade in Massen gefertigte Cheftische waren sie aber nicht geeignet. Deswegen startet Hali nun ein eigenes Management-Programm, ist aus dem Unternehmen zu hören.
Von einem generell boomenden Büromöbelmarkt kann keine Rede sein. Im Gegenteil. Der Markt stagniert in Österreich seit 15 Jahren bei 230 Millionen Euro. Der Wettbewerb ist groß, die Preise sind am Boden. Eine Konsolidierungswelle war die logische Folge.
Erst im März diesen Jahres hat die niederösterreichische Svoboda-Gruppe ihre Büromöbelsparte an die oberösterreichische faw Unternehmensberatung verkauft. Damit haben Svoboda-Büromöbel nun den gleichen Eigentümer wie Hali.
Bene und Neudoerfler
Auch die Konkurrenz ist zusammengerückt. 2015 hat Investor Erhard Grossnigg über eine Beteiligungsfirma, zu der auch Neudoerfler gehört, Bene übernommen. Synergien würde es durch die Übernahme höchstens im Einkauf, in der Verwaltung oder Logistik geben, sagt Sattler: "Die Konzepte sind unterschiedlich. Neudoerfler macht 80 Prozent des Umsatzes in Österreich, Bene 75 Prozent im Ausland." Im Vorjahr hat Neudoerfler den Umsatz um 15 Prozent auf 40,58 Millionen Euro gesteigert – dank Aufträgen aus dem Ausland. Wachstumspotenzial sieht Sattler zum guten Teil dank der deutschen Tochter planmöbel, die die Burgenländer vor zwei Jahren übernommen haben. Im Vorjahr hat das Unternehmen den Deutschland-Umsatz um 19 Prozent ausgebaut. Der deutsche Büromöbelmarkt entwickelt sich besser als der österreichische: 2015 lag das Umsatzvolumen sieben Prozent über dem Vorjahresniveau. Sattler: "Das liegt daran, dass Deutschland große Industriezweige hat, die im Export wachsen." Auch Hali sieht vor allem in Deutschland die Chance auf neue Aufträge.
In den Konzernen geht der Trend übrigens weiter in Richtung Großraumbüro und Arbeitsplatzteilung. Statistisch gesehen verbringt ein Büromitarbeiter 55.000 Stunden seines Arbeitslebens sitzend am Schreibtisch. Die Einrichtung – vom ergonomischen Sessel über den höhenverstellbaren Tisch bis zur lärmschluckenden Wand – kann die Produktivität um bis zu 36 Prozent steigern. In viele Chefetagen hat sich das aber noch nicht durchgesprochen, sagen selbst die Hersteller. Es wird bei der Einrichtung gespart.