Wirtschaft

Bürger finanzieren Solarstrom im AKW

Das Kernkraftwerk Zwentendorf liefert Solarstrom für 200 Haushalte – gezahlt haben das Bürger. Sonne statt Atom: Das niemals in Betrieb gegangene Kernkraftwerk Zwentendorf ist von Solarpaneelen umgeben: Auf dem Dach, der Fassade und dem Grundstück daneben stehen 2300 Fotovoltaikanlagen, die im Jahr Strom für rund 200 Haushalte der Umgebung erzeugen.

Am Freitag wurde die erste Ausbaustufe des 2009 gestarteten Solarkraftwerks im AKW Zwentendorf eröffnet. „Die Sonne ist ein wichtiger Beitrag zum Umbau des Energiesystems“, betonte Peter Layr, Generaldirektor der niederösterreichischen EVN anlässlich des Produktionsbeginns der neuen Solarpaneele.

Enorm gefragt

Was der Schuhhersteller Heini Staudinger nicht geschafft hat, brachte die EVN doch zustande: eine Bürgerbeteiligung für die Finanzierung der Solarpaneele. Ein paar Hundert Privatpersonen haben jeweils bis zu zehn Solarpaneele für 300 Euro je Stück erworben. Die EVN mietet diese und zahlt 22,22 Euro Ertrag je Stück. Das entspricht etwa 3,33 Prozent Zinsen im Jahr – kapitalertragsteuerfrei.

„Das Modell ist juristisch auf Herz und Nieren geprüft. Wir haben dafür drei Spitzen-Juristen engagiert“, erklärt EVN-Sprecher Stefan Zach. Die 1300 Solarpaneele der neuen Ausbaustufe waren binnen weniger Tage verkauft. „Die Nachfrage nach solchen Modellen ist enorm. Wir werden 2013 ein bis zwei weitere Solaranlagen auf diese Art finanzieren“, betont Zach.

Aber nicht nur das Finanzierungsmodell liegt bei den Bürgern hoch im Kurs, auch die Installation von Solaranlagen im eigenen Haus boomt. „Ein paar Hundert Eigenheimbesitzer entscheiden sich in Niederösterreich jährlich für eine eigene Solaranlage“, sagt Zach. Der Energieversorger bietet Unterstützung bei Planung und Installation sowie der Förderung an. Eine vier Kilowatt-Solaranlage am Dach (braucht etwa 36 Quadratmeter) kostet 12.000 Euro. Vom Klimafonds gibt es dafür eine Förderung von 3200 Euro.

Mit so einer Anlage können im Jahresdurchschnitt 4000 Kilowattstunden Strom erzeugt werden. Überschüsse werden ins Netz eingespeist und von der EVN mit etwa sieben Cent je Kilowattstunde abgegolten. Während der sonnenfreien Stunden muss Strom zugekauft werden. In Summe reduziert sich die Stromrechnung deutlich. Die Anlage rechnet sich in sieben bis acht Jahren.