Markt für TV-Geräte bricht ein
Von Anita Staudacher
Die fetten Jahre mit den flachen Großbildschirmen scheinen endgültig passé. Konsumenten greifen inzwischen lieber zu Smartphones oder Tablet-PCs. In Deutschland haben die Smartphones die Flachbildfernsehgeräte erstmals überflügelt. Im ersten Halbjahr legte der Umsatz um 26,9 Prozent auf 3,6 Milliarden Euro zu, während der Umsatz mit TV-Geräten um 26 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro absackte. Mit 2,7 Millionen Stück wurden um ein Viertel weniger Fernsehgeräte verkauft als im Vorjahr.
In Österreich fiel das Umsatzminus mit 15 Prozent ebenfalls deutlich zweistellig aus. Hauptgrund für den Einbruch sind für Branchensprecher Christian Blumberger die Olympischen Spiele. „Da gab es im Vorjahr viele Vorzugskäufe.“ Doch auch für das Gesamtjahr rechnet er mit einem Minus von zehn Prozent, während der Smartphone-Absatz deutlich zweistellig wächst. Blumberger hofft, dass die auf der Elektronikmesse IFA in Berlin vorgestellten Innovationen, wie etwa das voll vernetzte Smart-TV oder gebogene Bildschirme, wieder Schwung ins TV-Geschäft bringen. Die immer kürzeren Innovationszyklen würden aber auch viele Käufer verschrecken, glauben Experten. Gerade ältere Menschen seien weniger an technischem Schnickschnack interessiert als an einer einfachen Bedienung. Vorzüge wie 3-D, Web-Anwendungen oder Mediatheken werden von den Konsumenten kaum genutzt. Nicht einmal die Hälfte aller Smart-TVs in österreichischen Wohnzimmern sind überhaupt ans Internet angeschlossen. Ungebrochen ist der Trend zu immer größeren Geräten, zwei Drittel der verkauften Fernseher haben eine Bildschirmdiagonale von mehr als 110 Zentimetern. Durchschnittspreis: 625 Euro.
Preisschlacht
Im schrumpfenden TV-Markt lichtet sich auch die Anbietervielfalt. Mit aggressiver Preispolitik und omnipräsenter Vermarktung haben sich die beiden südkoreanischen Hersteller Samsung und LG an die Spitze gehievt. Mit mehr als 50 Prozent Marktanteil dominieren sie in Europa nach Belieben und werfen fast wöchentlich neue Geräte in den Markt, ein rapider Preisverfall ist die Folge. Der einst größte europäische Anbieter Philips hat längst den Stecker gezogen und das TV-Geschäft nach China verkauft, der deutsche Premium-Anbieter Loewe kämpft aufgrund des immensen Preisdrucks ums Überleben und braucht dringend einen Investor. „Der klassische Fernsehermarkt, das klassische Geschäftsmodell existieren nicht mehr“, kommentierte Loewe-Chef Matthias Harsch auf der IFA.