Wirtschaft

Bonuszertifikate: Verdienen, wenn Aktien seitwärts ziehen

Anleger blicken derzeit mit Wehmut auf ihr Aktiendepot: Die Gewinne, die sie in den ersten Monaten dieses Jahres einfahren konnten, sind inzwischen wieder weg. Vor allem die Sorgen um die chinesische Konjunktur und die Angst der Investoren vor einer Zinserhöhung in den USA haben den Aktien international schwer zugesetzt.

In diesem Auf und Ab der Börsen – auch Seitwärtsbewegung genannt – gewinnt ein Veranlagungsprodukt die Oberhand: Bonuszertifikate. "In diesem volatilem Umfeld ist ein Sicherheitsnetz nötig. Denn viele Anleger wollen gut schlafen", sagt Marianne Kögel, zuständig für Aktien und Derivate in der Raiffeisen Centrobank. Ihrer Meinung nach bieten Bonuszertifikate die beste Möglichkeit, bei der Berg- und Talfahrt der Börsen Geld zu verdienen.

Einfacher als gedacht

Das Wort Zertifikat mag so manchen Investor abschrecken. Tatsächlich ist das Finanzprodukt aber nicht mehr als eine Art Anleihe. Der Emittent ist eine Bank. An der Bonität dieser Bank hängt damit auch eines der Risiken dieser Veranlagung. Denn die Bank ist für die Rückzahlung des Zertifikats zuständig. Geht sie pleite, ist das Geld weg. Das kommt in Österreich allerdings selten vor.

Im Unterschied zu einer simplen Anleihe ist die Auszahlung eines Zertifikats an Bedingungen geknüpft. Ein Bonuszertifikat hängt üblicherweise an der Entwicklung eines Börsenindex oder eines Aktienpools.

Zum Start des Zertifikats wird ein Indexwert ermittelt. Fällt dieser während der gesamten Laufzeit des Zertifikats nicht unter einen anfangs festgelegten Wert, erhält der Investor einen "Bonus". Die Rückzahlung des Zertifikats erfolgt also mit einem kräftigen Aufschlag auf das Nominale.

Ein Beispiel: Die Raiffeisen Centrobank hat derzeit das Bonuszertifikat "Europa Bonus & Sicherheit 13" zur Zeichnung aufgelegt. Das Produkt mit einer Laufzeit bis Oktober 2020 wird zu 127 Prozent ausgezahlt, wenn der EuroStoxx 50 während der fünfjährigen Laufzeit niemals mehr als 51 Prozent verliert. Kögel glaubt, dass die Chance, dass so ein hoher Verlust eintritt, nicht groß ist. Das habe es in den vergangenen 20 Jahren nur in einer einzigen Fünf-Jahres-Periode gegeben und zwar, wenn man zum Höhepunkt der Aktienmärkte im Jahr 2000 gekauft hätte.

Bekommt der Anleger mit diesem Zertifikat den Bonus, beträgt seine Jahresrendite rund fünf Prozent. Das ist angesichts der tiefen Zinsen äußerst attraktiv. Fällt der EuroStoxx 50 allerdings um 51 Prozent oder mehr, ist der Zertifikat-Inhaber dem Aktienmarkt ausgesetzt. Sein Investment entwickelt sich dann gleich wie der Index. Am Laufzeitende wird der Schlusskurs des Index ausbezahlt.Ende August betrug das Volumen an Bonuszertifikaten in Österreich 677 Millionen Euro. Der Großteil der heimischen Zertifikate-Anleger aber setzt auf Garantie: 2,8 Milliarden Euro sind in Zertifikate mit Kapitalgarantie veranlagt.