Wirtschaft

Bis zu 700 Hoteliers wollen Schlüssel abgeben, können aber nicht

Ausgerechnet die Präsidentin der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV) meint, dass es in Österreich zu viele Hotels gibt. Nämlich zu viele unprofitable Hotels, "die sich nur mit Billigpreisen von Monat zu Monat retten und so der ganzen Region schaden", sagt Michaela Reitterer beim ÖHV-Kongress in Bad Ischl, zu dem rund 600 Branchenvertreter gekommen sind. Geht es nach den Vorstellungen der ÖHV, sollten diese Betriebe "nicht länger künstlich am Leben gehalten werden", also besser früher als später aus der Hotellandschaft verschwinden.

So einfach ist das aber gar nicht. Ein Hotelier, der seinen Kredit für die neue Wellnessanlage noch nicht abbezahlt hat, kann nicht einfach ein "Geschlossen"-Schild an die Tür hängen und sich in die Pension verabschieden. "Die Schulden sind ja trotzdem noch da. In dem Moment, in dem er sein Gewerbe zurücklegt, ist er im Privatkonkurs", weiß Gregor Hoch, Hotelier aus Lech und ÖHV-Vizepräsident. Seiner Einschätzung nach gibt es in Österreich "zwischen 500 und 700 Hoteliers, die gerne aufhören würden, es sich aber nicht leisten können".

Laut einer Studie des Consultingunternehmens Westreicher sind von den landesweit rund 5000 Hotels rund 1250 in einer wirtschaftlich schwierigen Lage. "Wir müssen die jetzt günstige Zinsphase nutzen, um solche Betriebe kontrolliert abzuwickeln", meint Hoch. Ihm schweben mehrere Szenarien vor: Vom Umbau der Häuser in Flüchtlings- oder Altenheime, Wohnungen für junge Familien bis zu Verkäufen an andere Hoteliers im Ort, die das Haus gemeinsam als Personalheim weiternutzen.

Zu viele Pleite-Häuser

Er werde in den kommenden Monaten auf Landes- und Gemeindeebene entsprechende Gespräche führen. Österreich habe eine im internationalen Vergleich "wahnsinnig hohe Hoteldichte". Fix sei, dass "es zu viele unprofitable Häuser" gibt. Die 1400 ÖHV-Mitglieder sind allerdings außen vor. Sie kommen zu zwei Dritteln aus dem 4- und 5-Stern-Bereich und investieren überdurchschnittlich viel.

Laut Westreicher Consulting ist der Tourismus übrigens sehr konzentriert. Clemens Westreicher: "Wir haben 2700 Gemeinden in Österreich. 61 Prozent der gesamten Gästenächtigungen entfallen aber auf nur 100 Gemeinden."

Zwischen 2010 und 2015 sind die Umsätze in der Hotellerie um 27 Prozent gestiegen, die Kosten aber um 29 Prozent, rechnet Westreicher – der mehr als 3000 Bilanzen analysiert hat – vor. Während es den Top-Betrieben gelungen ist, die Preise weiter nach oben zu schrauben, hat der Preisdruck in den anderen Betrieben zugenommen.