Wirtschaft

"Bis zu 10.000 ausländische Leiharbeiter"

Die heimischen Arbeitskräfteüberlasser kämpfen mit zunehmender Billig-Konkurrenz aus dem Ausland. Vor allem Leiharbeitsfirmen aus Polen und Ungarn drängen verstärkt in den Markt. Laut KURIER-Informationen erwägt auch das Opel-Werk in Wien-Aspern polnische Leiharbeiter aufzunehmen. Offiziell wird dies dementiert.

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Industriebetriebe, aber auch Baufirmen würden aus Kostengründen verstärkt ausländische Billigkräfte anheuern, klagt Manpower-Chef Erich Pichorner, Branchensprecher der Personaldienstleister in der Wirtschaftskammer. Während ein inländischer Facharbeiter rund 30 Euro pro Stunde koste, sei ein ausländischer schon für unter 20 Euro zu bekommen. „Da können inländische Anbieter bei Ausschreibungen nicht mehr mithalten“, stöhnt Pichorner.

Illegal

Laut Anti-Lohndumping-Gesetz ist das illegal. Einem ausländischen Leiharbeiter steht, sobald er in Österreich arbeitet, derselbe kollektivvertragliche Mindestlohn zu. Ausländische Leiharbeitsfirmen, die ihre Beschäftigten nach Österreich entsenden, müssen diese offiziell registrieren. Für knapp 1000 ist dies laut Stichtagserhebung vom Sommer passiert. Pichorner geht aber davon aus, dass „bis zu 10.000 ausländische Leiharbeiter“ in Österreich arbeiten. „Weil alle Beteiligten von dem Deal profitieren, unternimmt niemand etwas dagegen“. Der Branchensprecher fordert verstärkte Kontrollen durch Finanzpolizei und Gebietskrankenkassen. Diese überprüfen aber nur die Einhaltung der Mindestlöhne und können oft nicht feststellen, ob etwa Referenzzuschläge für Leiharbeiter korrekt bezahlt werden.

Um rascher und leichter erfassen zu können, wie viel ein Leiharbeiter verdienen muss, soll jetzt der Kollektivvertrag (KV) wesentlich vereinfacht werden.

„Weil alle Beteiligten von dem Deal profitieren, unternimmt niemand etwas dagegen“


Bei den aktuellen KV-Verhandlungen für die rund 71.000 Beschäftigten haben sich die Sozialpartner in der Vorwoche auf eine durchschnittliche Lohnerhöhung von 2,72 Prozent geeinigt. Der Mindestlohn wird ab Jahresbeginn auf 1466,42 Euro angehoben. Erstmals rückt die Branche damit vom Abschluss des Metallgewerbes (2,75 Prozent) ab, was Pichorner als „Zeichen der Eigenständigkeit“ wertet.

Der Debatte in Deutschland über eine gesetzliche Befristung der Überlassungsdauer auf 18 Monate kann Pichorner wenig abgewinnen: „Dafür sehe ich in Österreich keine Notwendigkeit“. Durch das neue Gleichbehandlungsgesetz sei der Unterschied zur Stammbelegschaft nicht mehr sehr groß und ferner könnten Betriebsvereinbarungen Übernahmeverpflichtungen vorsehen. Die Gewerkschaft will zwar auch keine Begrenzung der Einsatzdauer, aber eine Übernahmepflicht nach zwölf bis 18 Monaten.

Von einem Aufschwung ist in der Branche noch nichts zu spüren. Erst am Sonntag meldete die Krone, dass Magna Steyr in Graz-Thonhof ab Februar rund 300 Leiharbeiter abbauen dürfte.