Wirtschaft

Bio wächst auf allen Ebenen

Auf den ersten Blick ist Bio die heile Welt. Die Nachfrage nach Öko-Produkten steigt international stetig an, damit auch der Umsatz und die Zahl jener, die in Bio-Qualität produzieren wollen. "Im Vorjahr sind in Österreich 46.000 Hektar Bio-Fläche dazugekommen, das entspricht in etwa der Größe Wiens", sagt Gertraud Grabmann, Obfrau der Bio Austria. Für alle, die lieber in Fußballfeldern denken: Jeden Tag gewannen die Ökos rund 300 Fußballfelder hinzu.

Schon 24 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen werden von Bio-Bauern bewirtschaftet, damit ist Österreich Europameister und belegt weltweit den vierten Platz. Nicht nur die Nachfrage in Österreich steigt, auch jenseits der Landesgrenzen ist Bio "Made in Austria" gut im Geschäft. Schon allein, weil große Märkte wie Deutschland selbst nicht genug Nachschub produzieren. Daran ändert auch nichts, dass im deutschen Regierungsprogramm einmal mehr die Ausweitung der Bio-Flächen festgeschrieben wurde.

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Österreichs Nachhaltigkeitsministerin Elisabeth Köstinger hält von solchen politischen Zielvorgaben wenig. Mit der Nachfrage würde das Angebot automatisch steigen, sagte sie bei der weltgrößten Bio-Messe, Biofach, am Freitag in Nürnberg. Dort stellen diese Woche knapp hundert Produzenten aus Österreich aus, ihre Produktpalette reicht vom Bio-Schafmilch-Eis bis zum Hanfbier.

Köstinger will ihnen allen die Hand schütteln, hält für die Fotografen Käse und Wurstplatten in die Kamera. "Es wird kein gegeneinander Ausspielen von traditioneller und Bio-Landwirtschaft geben", sagt die Ministerin. Österreich würde sich in beiden Bereichen vom Massenmarkt abheben.

Millionen-Markt

Österreichs Lebensmittelhändler haben im Vorjahr Bio-Waren im Wert von 508 Millionen Euro verkauft, binnen sechs Jahren ist der Markt umsatzmäßig um ein knappes Viertel gewachsen, geht aus den Zahlen der RollAma hervor. Demnach kauft jeder Österreicher um die 40 Kilo Bio-Lebensmittel im Jahr. Wermutstropfen: Das Bekenntnis zu Öko hat seine Grenzen, es endet an der Wirtshaustür. "Eine unserer Studien zeigt, dass bei Restaurantbesuchen den Konsumenten oft noch das Bewusstsein für die Herkunft der Lebensmittel fehlt", sagt auch Barbara Köcher-Schulz, Bio-Marketing-Managerin der AMA.

Im österreichischen Lebensmittelhandel ist Bio währenddessen längst aus der Nische rausgewachsen. Wachstumstreiber waren von Anfang an die Bio-Eigenmarken der Handelsketten, die auch weiter ihr Sortiment ausbauen. Hinter vorgehaltener Hand monieren Hersteller gern, dass sie sich von den großen Eigenmarken der Händler aus den Markt gedrängt fühlen, andererseits machen auch viele gute Geschäfte mit ihnen – dank der Lohnfertigungsaufträge.

Fest steht, dass Bio neben Regionalität zu den großen Wachstumsfeldern der Branche zählt. Der Umsatz wird gern mit Aktionen angekurbelt, was viele Branchenvertreter kritisieren. "Was nichts kostet, ist nichts wert", sagt etwa Gerhard Zoubek vom niederösterreichischen Biohof Adamah am Rande der Biofach.

Der KURIER war auf Einladung von AMA Marketing in Nürnberg.