Wirtschaft

Bescheidene Einsätze bei Casinos Austria

Die Zeiten, als die Casinos Austria auf mehr als eine Milliarde Euro geschätzt wurde, sind längst vorbei. Der Wert der Glücksspielgruppe liegt deutlich unter einer halben Milliarde Euro. Inklusive der 68-prozentigen Beteiligung an den Lotterien. Das geht aus den zwei von der Nationalbank in Auftrag gegebenen Bewertungsgutachten hervor.

Die Notenbank trennt sich von ihrem Drittel-Anteil an der Casinos-Gruppe (Casag), der von ihrer Tochter Münze Österreich gehalten wird. In den Gutachten wird der Wert des Münze-Pakets auf lediglich zwischen 120 und 140 Millionen Euro geschätzt. Notenbank-Chef Ewald Nowotny will sich bei der Europäischen Zentralbank nicht mehr fragen lassen, was die Bank im Gaming-Business zu suchen hat.

Daher soll der Münze-Anteil zuerst in die Staatsholding ÖIAG rollen. Allerdings nicht in die derzeitige ÖIAG unter Rudolf Kemler, der nur noch bis Ende Oktober 2015 im Amt bleibt. Sondern in die auf der Regierungsklausur für Ende November groß angekündigte ÖIAG Neu. Wann die Staatsholding allerdings neu aufgestellt ist, steht in den Sternen. Bis heute fand die mit der Konzeption beauftragte, hochkarätig rot-schwarz besetzte Arbeitsgruppe noch zu keinem Treffen zusammen.

Die Notenbanker ließen noch ein drittes Gutachten erstellen, um alle rechtlichen Fragen zu klären. Auch wenn der Staat die Glücksritter vorerst nur von einer Tasche in die andere steckt und erst danach privatisiert, ist der Deal äußerst kompliziert. Die ÖIAG muss der Notenbank einen marktkonformen Preis bezahlen, sonst müsste das Paket ausgeschrieben werden. Außerdem haben alle Casag-Aktionäre durch einen Syndikatsvertrag ein Vorkaufsrecht.

Nicht anzunehmen, dass die restlichen Aktionäre darauf bestehen, ihre Anteile aufzustocken. Der Trend geht vielmehr in Richtung Ausstieg. Die Kirchenbank Schelhammer & Schattera (5,31 Prozent)will mit dem Zocker-Geschäft nicht mehr zu tun haben. Der Aufsichtsrat beschloss vor zwei Jahren den Rückzug. Die Vermutung, die moralischen Bedenken der Kirchenbanker könnten mit den sinkenden Erträgen der Casag zusammenhängen, ist sicher nur eine unbotmäßige Unterstellung.

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Die MTB-Privatstiftung (16,79 Prozent) der 86-jährigenMaria Theresia Bablikhat ebenfalls Ausstiegsambitionen. Seit Juli sitzt Dietmar Hoscherim Vorstand der Stiftung. Wäre weiter nicht bemerkenswert, Hoscher ist allerdings Vorstand der Casag. Die zum VIG-Konzern gehörende Donau Versicherung (11,3 Prozent) und der Raiffeisen-Sektor, zweitgrößter Aktionär nach der Münze, haben sich noch nicht klar geäußert.

Die Casag-Gruppe spielte im Vorjahr 3,5 Umsatzmilliarden ein, wovon die Lotterien drei Milliarden beisteuerten. International muss Casag-Chef Karl Stoss immer noch die von Leo Wallner hinterlassenen Baustellen aufräumen. Die Auslandstochter CAI war im ersten Halbjahr 2014 nach wie vor in den roten Zahlen. Der Ausstieg aus dem griechischen Groß-Casino Loutraki nahe Athen belastet das Ergebnis 2014. Die Casag verglich sich jetzt mit dem dortigen Mehrheitsaktionär und zahlt 30 Millionen Euro. Im Vorjahr wurden dafür 24 Millionen rückgestellt. Belastend ist auch die Unsicherheit über die neuen Konzessionen in Wien und Niederösterreich. Die Casag kam nirgends zum Zug und ging in die Berufung.

Für die Regierung hat angesichts der Budgetlage der maximal erzielbare Verkaufserlös oberste Priorität. Fragt sich, ob ein Einstieg für einen reinen Finanzinvestor interessant ist. In Insiderkreisen wird daher wieder der Novomatic-Konzern des niederösterreichischen Industriellen Hans F. Graf ins Spiel gebracht. Der hätte die finanziellen Ressourcen und das Know-how.

Übrigens wurde bereits 2003 über den Verkauf des Münze-Anteils spekuliert, um Geld fürs Budget zu lukrieren. Damals wehrte sich Notenbak-Präsident Adolf Wala heftig dagegen. Wenn sich die Bank schon von ihrem besten Finanz-Asset trenne, müsse der Finanzminister eine gleichwertige Veranlagung bieten. Dieses Argument gilt heute nicht mehr.