Wirtschaft

Was die BUWOG in Deutschland vorhat

Auf den ersten Blick mag die Strategie verwundern: Die heimische Wohnbaugesellschaft BUWOG hat in Berlin einen Schwerpunkt für ihr Wachstum gefunden.

Dabei gilt die deutsche Hauptstadt nicht gerade als Zentrum der Wohlhabenden, die sich teure, neue Wohnungen leisten könnten. Und Berlin hat auch nicht den Ruf, eine effiziente Verwaltung zu haben. Aber Berlin hat etwas, was Wien fehlt: Baugrund. Berlin hat viele Lücken. Das ergibt sich schon allein aus der Geschichte der ehemals geteilten Stadt.

Die BUWOG weiß das zu nutzen. Innerhalb von nur vier Jahren ist die österreichische Immo-Firma zweitgrößtes privates Wohnbauunternehmen in Deutschlands Hauptstadt geworden. Und das Wachstum geht weiter: "Wir werden in den nächsten Jahren mehr als eine Milliarde Euro in den Bau neuer Wohnungen investieren", kündigt BUWOG-Chef Daniel Riedl an.

Neu gebaut wird vor allem am Stadtrand im Osten und Südosten Berlins – Wohnungen am Ufer der Spree oder deren Seitenarm, die Dame. Vier- bis fünfstöckig, nicht größer. Das Penthouse im obersten Stock kann schon 10.000 Euro oder mehr pro Quadratmeter kosten, in der untersten Etage liegt der Preis um die 3000 Euro. Wer kann sich das leisten, wo doch Berlin den Ruf genießt, "arm, aber sexy" zu sein?

40.000 Menschen ziehen pro Jahr nach Berlin, darunter nicht nur Studenten, sondern auch prominente Künstler und Wissenschaftler. Berlin als Stadt der Kreativen und der Start-ups hat genügend "DINKs" – double income, no kids: Sie leisten sich das.

Sozialer Wohnbau

Weil der Zuzug die Wohnungspreise enorm in die Höhe getrieben hat, beginnt die Stadt wieder mit gefördertem Wohnbau. Mehr als zehn Jahre lang gab es das, nicht. Die Stadt hatte kein Geld und Wohnungsnot gab es über viele Jahre nicht. Seit 2015 müssen Wohnbaugesellschaften ein Viertel ihres Baugrunds für sozialen Wohnbau zu Verfügung stellen und zu 6,50 Euro je Quadratmeter vermieten. Im Durchschnitt Berlins liegen die Mieten knapp an der 10-Euro-je-Quadratmer-Grenze. "Wir leben gut mit diesen Auflagen", sagt Riedl. Die BUWOG habe sich frühzeitig darauf eingestellt.

Auch in Wien will Riedl wieder vermehrt bauen – wenn es nur die Grundstücke gebe. Vorläufig kauft die BUWOG "Bauhoffnungsland". Das sind Äcker und ehemalige Gärtnereien im 22. Bezirk. "Die Stadt müsste Anreize setzen, damit Grundstückseigentümer auch verkaufen", fordert Riedl.