Wirtschaft

Benko darf Karstadt-Häuser umbauen

Lange haben die Wettbewerbshüter nicht auf ihre Entscheidung warten lassen. Schon am Donnerstag, eine knappe Woche nach Bekanntgabe des Karstadt-Deals, gaben sie grünes Licht für die Übergabe von 88 Karstadt-Warenhäuser an die Signa-Holding von René Benko. Der US-Finanzinvestor Nicolas Berggruen reicht die Kaufhäuser um einen symbolischen Euro weiter. „Letzten Endes wird hier ein Investor durch einen anderen ausgetauscht. An der Marktstellung der einzelnen Karstadt-Warenhäuser ändert sich dadurch aus wettbewerblicher Sicht nichts“, verkündete Kartellamtspräsident Andreas Mundt.

Die Nerven der 17.000 Mitarbeiter, die in den vergangenen Jahren durch mehr Arbeit bei weniger Lohn mehr als 600 Millionen Euro zur Rettung der Kaufhäuser und ihrer eigenen Arbeitsplätze beigetragen haben, bleiben gespannt. Die Zeichen stehen auf weitere Effizienzsteigerung. Sprich: Bei verlustbringenden Standorten sollen die Rollbalken runtergelassen und im Backoffice der Rotstift angesetzt werden.

Der 37-jährige Neo-Eigentümer und Senkrechtstarter aus Tirol hat sein Vermögen mit Immobilien gemacht. Kaufhäuser und Shoppingcenter hat Benko bisher vor allem ge- und gewinnbringend verkauft und sich weniger Gedanken darüber gemacht, was in den Regalen liegen soll. Was genau er nun mit Karstadt vor hat, hat Benko noch nicht verraten. Spekuliert wird über die Fusion mit dem Konkurrenten Kaufhof. Genaueres wird wohl erst nach der nächsten Aufsichtsratssitzung durchsickern, deren Termin noch nicht feststeht.

„Keine Kompromisse“

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Nicolas Berggruen ( Bild) gibt die Schuld an seiner gescheiterten Karstadt-Sanierung auch den Arbeitnehmervertretern. Gegenüber der Süddeutschen Zeitungsagt er: „Jede strukturelle Änderung, die wir eingefordert haben, stieß auf Widerstand.“ Letztlich habe er nicht viel ändern können. Nachsatz: „Signa ist jetzt keine Kompromisse eingegangen mit den Mitarbeitern und verdi. Signa hat darum mehr Freiheiten.“ Die Gewerkschaftler sollten sich laut Berggruen überlegen, was das Beste für Karstadt ist. „Manchmal ist es bei einer Sanierung eben so: Am Anfang tut es weh, aber langfristig hilft es.“

Zudem habe Benko den Vorteil, dass ihm viele Immobilien gehören, in denen Karstadt eingemietet ist. Für Experten liegt auf der Hand, dass Signa diese in Shoppingcenter umwandeln wird, in denen sich dann Markenhändler einmieten. Die Rechnung sei einfach: Mieter von großen Flächen zahlen vergleichsweise niedrige Quadratmeterpreise. Für Benko sei also das Shoppingcenter-Konzept ertragreicher.

Für Berggruen war der Karstadt-Ausflug laut eigenen Angaben jedenfalls „kein Geschäft“. Er habe weniger als 40 Millionen Euro durch die Lizenzgebühren für die Namensrechte von Karstadt verdient.

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Der Schulabbrecher René Benko ist derzeit in deutschen Zeitungen wohl präsenter als jeder andere Österreicher. Bezeichnet wird der 37-Jährige wahlweise als „Eroberer“, aber auch „Heuschrecke“. Benko sammelt Gelder reicher Investoren ein und steckt sie in Luxusimmobilien. Mit seiner Signa-Holding hat er ein Immobilienvermögen von sechs Mrd. Euro aufgebaut. Sein größter Geldgeber ist der israelische Diamantenhändler Benny Steinmetz. Auch Strabag-Gründer Hans Peter Haselsteiner oder Fressnapf-Eigentümer Torsten Töller zählen zum Investorenkreis. Benko selbst zählt zu den 50 reichsten Österreichern.

Im Signa-Beirat haben unter anderem Ex-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer, Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking, Roland Berger, Gründer der gleichnamigen Unternehmensberatung, der griechische Reeder George Economou, Casino-Austria-Chef Karl Stoss oder Ex-Politikerin und nun Wüstenrot-Chef Susanne Riess Platz genommen. Auch Benko selbst hat sich in den Beirat zurückgezogen – nach einem erst kürzlich vom OGH bestätigten Ersturteil in einem Korruptionsverfahren.