Bedeutung der EU nimmt für Österreicher weiter zu
Die Bedeutung der EU nimmt in den Augen der österreichischen Bevölkerung weiter zu. Aktuell ist für 60 Prozent die Mitgliedschaft zumindest wichtig. Knapp jeder Zweite sieht eher Vorteile als Nachteile aus dem Beitritt. Allerdings wird auch Aufholbedarf diagnostiziert, besonders bei den Themen politische Führung und erneuerbare Energien. Das ist das Freitag veröffentlichte Ergebnis einer Meinungsumfrage des Linzer IMAS-Institutes bei 1.039 Personen über 16 Jahren.
Konkret sind 31 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher der Meinung, dass die Mitgliedschaft in der EU "sehr wichtig" ist, für weitere 29 Prozent ist sie "ziemlich wichtig". 18 Prozent sagen zur Bedeutung "Nicht besonders wichtig". 13 Prozent meinen: "Gar nicht wichtig". In der Beurteilung der Bevölkerung lässt sich ein Bildungsgefälle erkennen: Personen mit höherer Bildung schätzen die Bedeutung überdurchschnittlich hoch ein. Hingegen sind Unterschiede nach Alter oder Geschlecht kaum sichtbar.
Der Vergleich mit den Umfrageergebnissen in der Vergangenheit zeigt: Die aktuelle Einschätzung der Bedeutung ist nach dem EU-Beitritt im Jahr 1995 die höchste seit 1996. Bis einschließlich 2014 hatten die Österreicher der EU-Mitgliedschaft sogar mehrheitlich geringe Bedeutung beigemessen. Danach erfolgte die Trendumkehr.
48 Prozent sind jetzt auch überzeugt, dass der Beitritt "eher Vorteile" gebracht hat, 24 Prozent sehen "eher Nachteile". Auch in diesem Punkt hat sich das Meinungsklima nach 2014 umgedreht, damals hatten die Nachteile im Bewusstsein der Befragten noch überwogen.
Die Meinungsforscher erklären sich die Meinungsänderung bei den Österreichern damit, dass Europa seit 2008 in wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Hinsicht von einer Krise in die nächste schlittert - aktuell Teuerung, Inflation und Krieg auf dem eigenen Kontinent - und so die Bedeutung der Mitgliedschaft in der EU zugenommen hat.
In den Augen der Österreicher unterscheidet sich Europa vom Rest der Welt vor allem durch Wohlstand, Kultur und Geschichte sowie Diversität. Demgegenüber wird Aufholbedarf Europas vor allem in der politischen Führung und im Bereich der erneuerbaren Energien gesehen. In diesen beiden Themenschwerpunkten wird seit 2019 häufiger Aufholbedarf gesehen.
Die Meinungsforscher erkundeten bei den Befragten auch, wie sehr sie sich als Europäer fühlen. Für die Einstufung wurde eine Notenskala angeboten: 7 bedeutete "ich fühle mich sehr als Europäer", 1 "ich fühle mich gar nicht als Europäer". 51 Prozent vergaben die Noten 7 und 6, elf Prozent die Noten 1 und 2. Damit ist entgegen dem Trend bei den Antworten auf die vorherigen Fragen zur EU das Zugehörigkeitsgefühl seit 2019 um elf Prozentpunkte zurückgegangen.