Wirtschaft

Bayern saugen Bio-Milch ab, Import von Billigware steigt

Wäre alles so gefragt wie österreichische Bio-Milch in Bayern, hätten die Bauern keinen Grund zu jammern. Milchverarbeiter in Bayern zahlen deutlich mehr für Biomilch als österreichische Molkereien (im Jänner laut Statistik 47 Cent vs. 41,86 Cent netto pro Kilo). Damit ziehen sie in den Grenzregionen Salzburgs und Oberösterreichs Biobauern auf ihre Seite. "Derzeit fließen 30 Millionen Kilogramm Milch pro Jahr nach Bayern, Tendenz steigend", sagt Rudi Vierbauch, Obmann der Bio Austria. In Österreich werden aktuell 500 Millionen Kilo Biomilch produziert, davon 360 Millionen exportiert. Vierbauch: "Ich mach mir schon Sorgen, dass wir in Österreich bald zu wenig Biomilch haben werden."

Nischen

In Deutschland gibt es dieses Problem bereits. Während der Anteil in Österreich bei 15 Prozent liegt, sind es in Deutschland nur zwei Prozent. Österreichs Bauern haben sich auf Nischen wie Bio gesetzt, um nicht in internationale Preisschlachten verwickelt zu werden. Mit durchschnittlich 17 Kühen können sie preislich ohnehin nicht mit deutschen Industrieställen konkurrieren.

Zudem kommen acht von zehn Milchprodukten "Made in Austria" aus ungünstigen Lagen. Österreichs Milchwirtschaft setzt auf Bio, Heumilch (schon elf Prozent der Produktion) und Gentechnikfreiheit. Eine "g’mahte Wies’n" ist das aber nicht. Helmut Petschar, Präsident der Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter (VÖM), sagt dazu: "Bei der Gentechnikfreiheit waren wir Vorreiter, jetzt stellen auch viele Konkurrenten in Süddeutschland um."

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2014 hat sich die Branche im Export gut geschlagen. Das Ausfuhrvolumen stieg um 5,4 Prozent auf 1,185 Milliarden Euro, knapp die Hälfte der Ausfuhren ging nach Deutschland, gefolgt von Italien (21 Prozent). Am besten verkauft sich Käse. Die Ausfuhrmenge stieg 2014 um 7 Prozent auf 125.000 Tonnen, der Wert um 10 Prozent auf 526 Millionen Euro. Das heißt, es wurden bessere Preise durchgesetzt. Andererseits hat Österreich auch mehr Billigmilch aus dem Ausland importiert. Vornehmlich fließt diese in die Packungen der Billigmarken und an die Industrie, die diese weiterverarbeitet.

Wenig rosig ist die Ertragslage der Molkereien, sie verdienen weniger. Die Rahmenbedingungen sind europaweit schwierig. Einerseits steigt durch den Fall der Milchquote die Produktionsmenge – laut Schätzungen um bis zu zehn Prozent in den nächsten fünf Jahren. Zudem mussten 2014 für 250.000 Tonnen Käse und 30.000 Tonnen Butter aus der EU neue Abnehmerländer gefunden werden, weil Russland einen Importstopp auf Milchprodukte aus der EU verhängte.