Bawag-Sperren regen auf
Von Anita Staudacher
Nicht nur Arbeitslose gelten für Banken als „Risikokunden“, sondern offenbar auch Pensionisten, Witwen, Karenzierte, Selbstständige oder Geschiedene mit Kindern. Zahlreiche Leserreaktionen auf den KURIER-Artikel über die automatische Streichung des Konto-Überziehungsrahmens bei der Bawag lassen dies zumindest vermuten. Wie berichtet, kappte die Bank durch einen Softwarefehler irrtümlich nicht nur den AMS-Geld-Beziehern, sondern auch einigen AMS-Mitarbeitern die „Einkaufsreserve“. Die Bank entschuldigte sich mittlerweile bei den Betroffenen.
Von plötzlichen Rahmensperren bzw. -kürzungen ohne für sie ersichtlichen Grund berichten aber auch etliche andere Personen. Die Bank-Software stufte auch sie als riskant ein, ohne offenbar genauer hinzusehen. „Aus heiterem Himmel wurde mein Limit von 2500 auf 500 Euro gekürzt, dabei hab’ ich noch nie mein Konto überzogen“, schildert eine 70-jährige Pensionistin. Begründung: Weil sie nie im Minus sei, bräuchte sie ohnehin keinen Rahmen. Die Pensionistin findet das „eigenartig“.
Bei einer jungen Tierärztin schrillten die Alarmglocken, weil das regelmäßige Einkommen ausblieb. „Eigenerlag gilt nicht als Einkommen“, erhielt sie als Antwort auf ihre Intervention. Dass sie auch noch Spar- und Wertpapierkonto bei der Bank hat, zählte nicht. Ein dreifacher Vater verlor nach seiner Scheidung sofort die Einkaufsreserve bei der Bawag. Und weil sie jetzt Witwenpension bezieht, darf eine Kärntnerin ihr Konto nicht mehr überziehen. Auch Volksbank- und Bank-Austria-Kunden berichten dem KURIER von automatischen Rahmensperren.
Automatisierung
Am meisten regt die Betroffenen auf, dass statt Menschen immer öfter Softwareprogramme mittels permanenter Datenüberwachung und -analyse Entscheidungen treffen. „Computer können Menschen nicht ersetzen, aber die Banken stehen unter einem enormen Kostendruck und müssen ihre Abläufe effizienter machen“, erläutert Franz Rudorfer von der Bundessparte Bank und Versicherung in der Wirtschaftskammer. Die Aufsicht verlange eine genauere Risikoanalyse der Kunden, dies betreffe auch den Überziehungsrahmen bei Girokonten, der ja einen „formlosen Kredit“ darstelle. Im Vergleich zu anderen Ländern, wo es kaum noch Personal in Filialen gäbe, sei Österreich aber noch immer wenig automatisiert. Über das Vorgehen der Bawag ist der Branchensprecher „nicht glücklich“.