Wirtschaft

Bank Austria bleibt ganz, reduziert aber auf 120 Filialen

Die rund 1,7 Millionen Privat- und kleinen Gewerbekunden der Bank Austria können aufatmen. Die UniCredit wird das defizitäre Privatkundengeschäft ihrer österreichischen Banktochter vorerst behalten – zumindest bis 2018. Dies entschied die UniCredit am Montagabend. Zuletzt war auch über einen Verkauf der Sparte an die Bawag spekuliert worden.

Die österreichische Retailsparte muss aber in den nächsten Jahren stark redimensioniert und neu aufgestellt werden, ordnete die Mailänder Konzernmutter an. Details dazu gab Bank-Austria-Chef Willibald Cernko am Dienstag in einer Pressekonferenz bekannt.

Das Ziel steht jedoch schon fest: Bis 2018 müssen die Sach- und Personalkosten verglichen mit 2014 um weitere 300 Millionen Euro gesenkt werden. Das sind um 150 Millionen Euro mehr als bisher bekannt. Anders gesagt: Das entspricht einer Einsparung von 18 Prozent. Damit soll es gelingen, die Sparte wieder zu sanieren, um die anderen, profitablen Bereiche der Bank nicht zu gefährden. Wie berichtet, schrieb das Privatkundengeschäft heuer allein bis Ende September einen Verlust vor Steuern von 41 Millionen Euro. Dies trotz aller bisher schon gesetzten Rationalisierungen und Effizienzsteigerungsmaßnahmen. Wie Cernko kürzlich mitteilte, müsse die Bank bei jedem betreuten Retailkunden fast 36 Euro "draufzahlen".

Klar ist, dass die angeordneten Einsparungen vor allem das Personal treffen werden. Betroffen sind rund 2500 Vertriebs- und Schaltermitarbeiter. Mit zusammenhängenden Diensten sind es mehr als 3000 Beschäftigte.

Das Filialnetz wird in den kommenden drei Jahren von 200 auf 120 reduziert. Die Schließungen betreffen vor allem Ballungsräume.

Neue Pensionsregeln

Einer der Rationalisierungsschritte ist auch eine Umstellung des bankinternen Pensionssystems. Es umfasst die Überführung jener Bankmitarbeiter, für die die Bank Austria Pensionsversicherungsträger war, in das normale staatliche Pensionssystem. Aktive Pensionisten sind von dieser Neuregelung nicht betroffen. Dazu soll es bereits eine Einigung mit dem Bank-Austria-Betriebsrat geben.

Konkret geht es um die "Alt-Verträge" mit rund einem Drittel der insgesamt 9200 Beschäftigten, die als großer Kostenbrocken auf der Bilanz lasten. Für diese unkündbar gestellten Verträge (Definitivum) musste die Bank hohe Rückstellungen bilden. Diese Rückstellungen werden nun an das staatliche Pensionssystem übertragen und die Bank Austria zahlt wie jeder andere Arbeitgeber künftig nur noch die Arbeitgeber-Beiträge. Für die zu erwartende Pensionshöhe soll dies keinen Unterschied machen, sagt Bank-Austria-Sprecher Martin Halama zum KURIER.

Um Kosten zu sparen, soll auch die Filialdichte überprüft und die Digitalisierung kräftig ausgebaut werden. Bank-Austria-Betriebsratsvorsitzender Adolf Lehner sprach sich stets gegen einen Verkauf der Privatkundensparte aus. Damit würden langfristig mehr Jobs erhalten werden können. Allerdings sei auch die Restrukturierung "eine Kraftanstrengung", so Lehner auf der Betriebsversammlung Ende November.

Dort holte er sich von der Gewerkschaft vorsorglich einen Beschluss für mögliche Kampfmaßnahmen bis hin zum Streik.

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