Wirtschaft

Bank Austria: Belegschaft rüstet sich für Streik

In der Bank Austria, der größten Bank des Landes, stehen die Zeichen auf Sturm. Seit Bekanntwerden der Sparvorgaben der italienischen Mutter UniCredit am 11. November zittern Hunderte Mitarbeiter um ihre Jobs. Am Dienstagnachmittag versammelten sich mehr als 2000 der insgesamt rund 9000 Mitarbeiter der Bank im Wiener Austria Center. Ziel: Der Betriebsrat, der zu diesem Treffen eingeladen hatte, will sich von den Mitarbeitern einen Vorratsbeschluss für einen Arbeitskampf holen.

Von der Angst um den Arbeitsplatz bis hin zur Betroffenheit, dass man im Privatkundengeschäft jetzt als Verlustbringer dargestellt wird – so beschreibt Betriebsratschef Adolf Lehner die Palette an Emotionen der Bank-Austria-Mitarbeiter. "In den Filialen liegen die Nerven blank", beschreibt eine junge Bank-Mitarbeiterin die Stimmung. Einige, die Richtung Austria Center wandern, geben sich zurückhaltend. Sie wollen sich einmal informieren, was da auf sie zukommen könnte. "Diese Ungewissheit ist lähmend", sagt einer von ihnen.

Einschnitte

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Noch steht nämlich nicht fest, wie die Sparpläne im Detail aussehen werden. Bank-Austria-Chef Willi Cernko will dies erst Anfang Dezember bekannt geben. Sicher ist aber, dass es massive Einschnitte im Filialgeschäft geben wird. Dort machte die Bank Austria allein in den ersten neun Monaten dieses Jahres 41 Millionen Euro Verlust. Die Filialen (189 für Privatkunden) mit den gut 3000 Beschäftigten sind kostenintensiv, aber zunehmend arm an Kundschaft. Denn die Mehrheit der Kunden bevorzugt mittlerweile Onlinebanking.

Bank-Chef Cernko stehen zwei Sparvarianten zur Auswahl: Entweder er verkauft das gesamte verlustreiche Privatkundengeschäft. Erste Gespräche mit dem potenziellen Käufer Bawag soll es bereits gegeben haben. Oderdie Bank versucht, das Filialgeschäft selbst zu sanieren.

Die zweite Variante würde natürlich auch Betriebsratschef Adolf Lehner bevorzugen. Er hat aber einige "Leitplanken", die bei der Filialsanierung eingehalten werden müssten. "Ich will betriebsbedingte Kündigungen vermeiden. Die Rechte der Mitarbeiter und auch die der Pensionisten dürfen nicht angetastet werden", fordert er. Im Notfall würde der Betriebsrat auch die 115 Namensaktien des Betriebsratsfonds dazu nutzen.

Lehner ist durchaus optimistisch, dass das Filialgeschäft der Bank Austria erhalten werden kann. Er rechnet in diesem Fall zwar auch mit Personalabbau, aber nicht mit einem derart gravierenden, wie er bei einem Verkauf. Werde aber entschieden, dass das Filialgeschäft verkauft wird, werde sich ein Arbeitskonflikt nicht vermeiden lassen, gibt sich Lehner kämpferisch. Bis hin zum Streik: Die Betriebsversammlung beschloss am Dienstag, "alle weiteren betriebsrätlichen und gewerkschaftlichen Maßnahmen bis hin zum Streik" zu unterstützen. Volle Unterstützung kommt von der Gewerkschaft GPA.

Der Mailänder UniCredit geht es nicht nur um Kostensenkungen. Die Mutter will das lukrative Ost-Geschäft der Bank Austria an sich ziehen. Das wird ihr auch gelingen. Denn der sogenannte "Bank der Regionen"-Vertrag, der der Bank Austria die Hoheit übers Ost-Geschäft gesichert hat, läuft im Frühling 2016 aus. Dann wird die italienische Mutter diesen Bereich zu sich holen.

Die große Frage ist dabei: Werden nur die Gewinne, die der Bankkonzern im Osten erwirtschaftet, in Mailand verbucht. Oder wird auch die Ost-Zentrale aus Wien abgezogen. Dort arbeiten 550 Mitarbeiter. Betriebsratschef Lehner kämpft für einen Verbleib der Ost-Zentrale und deren Mitarbeiter in Wien.

Wenig Chancen

Rein rechtlich hat der Betriebsrat keine Möglichkeiten, gegen den Abzug des Ost-Geschäfts vorzugehen. Auch wenn der Betriebsratsfonds und die AVZ-Stiftung, die der Gemeinde Wien nahe steht, Namensaktien der Bank besitzen. Damit kann der Betriebsrat nur in der Theorie eine Abspaltung von Geschäftsteilen verhindern, die mehr als ein Prozent des Gesamtgeschäfts der Bank ausmachen – etwa den Filialbereich. Die Namensaktien geben dem Betriebsrat kein Vetorecht. Verhindern kann der Betriebsrat nur, indem er nicht zur Hauptversammlung erscheint, bei der alle Namensaktien anwesend sein müssen.