Bahn-KV: Eisenbahner heizen den Kessel an
Nachdem gestern die Metaller-Gewerkschaft mit einer Eskalation der Streiks wegen der aus ihrer Sicht unbefriedigend verlaufenden Kollektivvertragsverhandlungen gedroht hat, lassen heute die Eisenbahner ihre Muskeln spielen. In ihrer Branche gibt es zwar noch keine Warnstreiks, jedoch zwei Umfragen unter den eigenen Mitarbeitern und Bahnfahrern, die ihre Argumente befeuern sollen.
Laut den Umfragen sind 85 Prozent der Eisenbahner streikbereit, wenn sie keine Zugeständnisse von den Arbeitgebern bekommen. 69 Prozent der Bahnfahrer unterstützen die Forderungen der Arbeitnehmer und würden das Arbeitgeber- Angebot einer freiwilligen Lohnanhebung von drei Prozent nicht befürworten. Befragt wurden knapp 7900 Personen.
"Kann schnell laut werden"
Roman Hebenstreit, Vorsitzender der Verkehrs- und Dienstleistergewerkschaft Vida, stellt den Arbeitgebern nach Bekanntgabe der Ergebnisse die Rute ins Fenster. Bisher seien die Verhandlungen themenorientiert gelaufen. „Aber es kann sehr schnell sehr laut werden im Eisenbahnbereich.“
Den Beschäftigten stehe ein fairer Anteil daran zu, dass Österreich in der EU Bahnland Nummer eins sei. Das Drei-Prozent-Anbot der Arbeitgeber sei inakzeptabel. Wie hoch die prozentuelle Erhöhung aus Sicht der Gewerkschaft sein sollte, wollte Hebenstreit nicht sagen, sein Gegenüber, Arbeitgeberverhandler Thomas Scheiber, allerdings schon: „Fünf Prozent haben sie in der letzten Verhandlungsrunde verlangt.“ Die freiwillige dreiprozentige Erhöhung wird laut Scheiber von Mitarbeitern und Betriebsräten goutiert. Die Gewerkschaft sende andere Signale als ihre Mitglieder.
Andere Signale
„Hat man die Bahnfahrer eigentlich auch gefragt, wie die Forderungen der Gewerkschaft finanziert werden?“, fragt sich Scheiber. Es gebe drei Möglichkeiten: Entweder würden die Tarife erhöht, mehr Steuergeld in die Bahn gepumpt oder Rationalisierungsmaßnahmen getroffen werden, wodurch die Qualität sinken würde. Würde man alle Forderungen der Gewerkschaft erfüllen, würden die Lohnkosten laut Scheiber um zehn Prozent steigen. So könnte man nicht profitabel wirtschaften.
Es handle sich bei den Bahn-KV-Verhandlungen wie bei den Metallern um „einen Teil der Inszenierung zum heißen Herbst, den die Gewerkschaft angekündigt hat. Wir sind ein bisserl in Geiselhaft mit unserer Branche wegen der politischen Ziele“, so Scheiber. Er fordert eine Rückkehr zum ursprünglichen Forderungspaket, das weniger umfangreich und weniger einseitig sei.
Verhandelt werden Kollektivverträge für 45.000 Beschäftigte in 60 Eisenbahnunternehmen, das größte sind die ÖBB. Die nächste Verhandlungsrunde ist am 21. November.