Autofahren teuer wie nie
Von Markus Stingl
Im heurigen Jahr erklommen die Treibstoffpreise in Österreich ein noch nie dagewesenes Niveau. Laut den Preiserhebungen des ARBÖ kostete ein Liter Diesel 2011 im österreichweiten Durchschnitt rund 1,30 Euro – um zwei Cent mehr als im bisherigen Rekordjahr 2008. Superbenzin verteuerte sich gegenüber 2008 sogar um sieben Cent auf 1,33 Euro je Liter. Schwacher Trost: Inflationsbereinigt befinden sich die Spritpreise derzeit auf ähnlichem Niveau wie in den 1970er-Jahren.
Angesichts der aktuellen Rekordpreise reibt sich, neben der Mineralölindustrie, vor allem der Fiskus die Hände. Pro Liter Diesel schneidet die Finanzministerin derzeit 0,63 Euro mit, rechnet der ÖAMTC vor. Das sind um acht Cent mehr als vor einem Jahr. „Fünf Cent davon sind auf die im Jänner angehobene Mineralölsteuer zurückzuführen“, erläutert ÖAMTC-Verkehrswirtschaftsexperte Martin Grasslober. Der Rest geht auf Mehreinnahmen aus der Umsatzsteuer zurück. Letztere werde sowohl auf den Nettopreis als auch auf die MöSt eingehoben. Pro Liter Super gehen derzeit 0,71 Euro an den Staat – das sind im Jahresvergleich sechs Cent mehr. Allein in den ersten zehn Monaten brachte die MöSt-Erhöhung dem Staat 326 Million Euro an Mehreinnahmen, hat der ARBÖ errechnet.
Aber nicht nur für Sprit mussten die Autofahrer heuer tiefer in die Tasche greifen. „Die gesamten Autokosten sind so hoch wie die letzten zehn Jahre nicht“, sagt ARBÖ-Generalsekretärin Lydia Ninz. Von der Mechaniker-Stunde, über die Autoreifen bis hin zur Führerscheingebühr – praktisch alles wurde 2011 teurer. Bis November stiegen die Autokosten um insgesamt 5,9 Prozent, bestätigt die Statistik Austria.
Hintergrund der Preis-Rallye beim Sprit ist, neben der Erhöhung der Steuern, die Entwicklung an den internationalen Ölmärkten. Das schwarze Gold war 2011 so teuer wie nie zuvor. „Ein Barrel (zu je 159 Liter, Anm.) kostete im Durchschnitt 111 Dollar“, erläutert Ölmarktexperte Johannes Benigni. Indizien für eine Trendumkehr sieht er nicht. „Auch nächstes Jahr werden wir zumindest auf diesem Niveau bleiben.“
Iran droht
Angesichts der sich abkühlenden Weltwirtschaft würde man eigentlich Gegenteiliges erwarten, gibt Benigni zu. Allerdings würden geopolitische Krisenherde die Preise hoch halten. Am Dienstag etwa drohte der Iran im Atomstreit mit der Sperrung der weltweit wichtigsten Ölhandelsroute, der Straße von Hormuz zwischen dem Iran und dem Oman. Etwa ein etwa ein Drittel des weltweit verschifften Öls wird hier transportiert.
Zudem hat laut Benigni die Ölindustrie in den vergangenen Jahren – trotz hoher Ölpreise – zu wenig in den Ausbau der Förderkapazitäten investiert. „Einige Länder liefern nicht, was man von ihnen erwartet.“ Dieser Investitionsstau räche sich nun, die weltweiten Überkapazitäten würden nicht reichen, um ausgleichend zu wirken.
Der weltweite Hunger nach Erdöl ist freilich ungebrochen. Allein der Tagesverbrauch von China kratzte heuer knapp an der Zehn-Millionen-Fass-Marke. Weltweit wurden täglich 88,8 Millionen Fass verbraucht. Laufen die Verbrauchstrends so weiter, werden es 2020 ungefähr 120 Millionen Barrel sein.
Autokosten: Um sechs Prozent höher
Teurer Einschließlich November stiegen die Autokosten heuer um 5,9 Prozent, rechnet der Autofahrerclub ARBÖ vor (Daten von Statistik Austria). Winterreifen verteuerten sich im November im Jahresvergleich um 5,3 Prozent, Kraft- und Schmierstoffe (Diesel, Super, Motoröl) um 18,2 Prozent. Kräftig zugelegt haben auch die Führerscheingebühr (8,6 %), eine Kfz-Mechaniker-Stunde (3,9 %), Pkw-Anmeldung (5,4 %) oder Auto-Versicherungen (2,9 %). Billiger Günstiger wurde lediglich der Kauf eines Neuwagens (um 0,5 %) und Scheibenwischblätter (–0,3 %).
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