"Ein bisschen ein Insiderclub" mit schlechten Gagen
Von Simone Hoepke
Österreichs Vorstände verdienen im internationalen Vergleich "angemessen", Aufsichtsräte sind aber "eindeutig unterbezahlt", findet Josef Fritz, geschäftsführender Gesellschafter der Board Search GmbH. Laut seinen Angaben bekommen Kontrolleure von ATX-Konzernen im Jahr durchschnittlich 33.000 Euro bezahlt – deutsche Kollegen dagegen 140.000 Euro. Noch besser bezahlt sind Schweizer Kollegen.
Aufsichtsratschefs von ATX-Konzernen erhalten durchschnittlich 60.000 bis 70.000 Euro, wobei es Ausreißer gibt. Etwa den Aufsichtsratschef der Erste Bank, der laut Fritz 126.000 Euro bekommt. Dass die Bezüge der Kontrolleure international gesehen niedrig sind, hat historische Gründe.
Zeitaufwand ist gestiegen
Vor 20 Jahren war es üblich, dass Bankenchefs nebenbei in bis zu 20 Aufsichtsräten saßen. Nicht um Geld zu verdienen, sondern weil das eine Auszeichnung war, die Prestige brachte. Das hat sich geändert und der Zeitaufwand der Aufsichtsratsjobs ist gestiegen. Laut Kleinanlegervertreter Wilhelm Rasinger tagte der Aufsichtsrat der Erste Bank 2014 fast 50-mal. "Zudem dürfen Banker nicht mehr mehr als vier Aufsichtsratsjobs haben."
Fritz kritisiert, dass die Ämter nicht nach Qualifikation, sondern nach Beziehungen vergeben werden und damit ein "bisschen ein Insiderclub" seien. "Es wird überhaupt nicht geschaut, ob sich Firmen in einer Wachstums-, Stagnations- oder überhaupt schwierigen Phase befinden. Beim Vorstand werden Restrukturierungsleute geholt, im Aufsichtsrat bleiben dieselben Leute auf ihren Sesseln picken." Laut Statistik sind Aufsichtsräte bei Amtsantritt übrigens bereits 59 Jahre alt. Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat bekommen in Österreich, im Gegensatz zu Deutschland, übrigens so gut wie nichts bezahlt.