Aufklärung einmal anders: Spielend zum kritischen Konsumenten
Von Anita Staudacher
Ein Stromgenerator, ein Seil, ein Flipperautomat. Diese drei Dinge reichen aus, um die Leistung eines Menschen im Verhältnis zu dessen Energieverbrauch zu messen. So erklärt es zumindest der Ausstellungs-Guide den eher skeptisch dreinblickenden Schülern der Neulandschule Laaerberg in Wien.
Schon wird den Mädchen das Seil in die Hand gedrückt, um den Generator mit Muskelkraft anzutreiben. Ein paar Burschen drücken hastig am Flipperautomaten herum, doch lange Zeit tut sich gar nichts. Als der Strom endlich fließt, sind die Mädels ins Schwitzen gekommen. „Damit wir uns vergnügen können, müssen andere Menschen oft ganz schön schwitzen“, erklärt der Guide den dahinterliegenden Sinn der Kunstinstallation „Energy Spinning Wheel“. Die Frauen in der Runde nicken.
Insgesamt 15 Spiel-Stationen wurden im Wiener Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseum eingerichtet, um Jugendlichen zwischen 13 und 19 Jahren unterschiedlichste Aspekte des Konsums näherzubringen. Das „COCO lab“ funktioniert als zweistündiger, geführter Workshop, der alters- und interessensabhängig gestaltet werden kann und sich auch zur Vorbereitung auf die kompetenzorientierte Reifeprüfung eignet. „Es gibt viel zuwenig Angebote zum Thema Konsumbildung, daher die Idee zur interaktiven Ausstellung“, erklärt Kurator Thomas Marschall dem KURIER. Ziel sei es, das Konsumbewusstsein zu erweitern und zu vertiefen. „Konsum ist eine gesellschaftliche und wirtschaftliche Kategorie mit immenser Reichweite. Er umfasst gesundheitliche, soziale, ökologische und ökonomische Fragen, die uns permanent Entscheidungen abverlangen“, erläutert Marschall.
Globalisierungsquiz
Die Stationen im COCO lab tragen überwiegend englische Bezeichnungen wie „Worldkitchen“, „Vlogging Corner“ oder „Knowledge Pointer“. Warum das so ist, könnte im Globalisierungsquiz thematisiert werden. Könnte. Dort wird aber mehr den Zusammenhängen von Angebot und Nachfrage nachgespürt. Zum Abschluss können im „Creative-Consumers-Hackathon“ spontan selbst neue Produkte entwickelt werden, die die Welt ein bisschen besser machen. Schülerin Nicoletta findet die Ausstellung „sehr veranschaulichend und gut durchdacht“.
Die Kosten für das COCO lab belaufen sich laut Kurator auf rund 250.000 Euro und werden zum Großteil vom Sozialministerium getragen. Einen Beitrag leistete auch der Versicherungsverband. Es werde zwar die Vorsorge thematisiert, aber kein Produkt beworben, versichert Marschall. Die Ausstellung ist zunächst für vier Jahre anberaumt, interessierte Partner für eine Wanderausstellung durch Österreich werden noch gesucht.
Sozialministerin Beate Hartinger-Klein schildert bei der Eröffnung ihr ganz privates Konsumerlebnis: Ihre Tochter habe sich als 17-Jährige eine „Louis-Vuitton“-Tasche gewünscht und zu Weihnachten auch bekommen. Als Studentin wollte sie aber nur noch mit „zerrissenen Stofftaschen herumlaufen“ und das Luxusobjekt blieb im Kasten. Museumsdirektor Hans Hartweger schenkt daraufhin der Ministerin eine Stofftasche. Für die Tochter.
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