Wirtschaft

Wie Zypern aus der Krise ruderte

Zufrieden blickt Herr Said über seine Marina im Westen der zypriotischen Hafenstadt Limassol, in der reihenweise Luxusjachten ankern. Die Geschäfte laufen gut, die Krise des Jahres 2013 hat er fast vergessen.

Es sind Marinas wie seine und Schiffsregistrierungen, die einen kräftigen Beitrag zur wirtschaftlichen Erholung des Inselstaates liefern. Fast ein Drittel der Wirtschaftsleistung hängt mit der Schifffahrt zusammen.

Melani Demetriou hat von all dem nichts. Die Pensionistin hat beim Crash der zypriotischen Banken im März 2013 viel Geld verloren. Sie hatte Erspartes in Anleihen der Laiki Bank veranlagt. Das Geld war nach der Pleite der Bank großteils weg. "Die Bankberater haben die Anleihen vor allem Pensionisten angepriesen. Sie erklärten uns, dass die hohen Zinsen ein Art besonderes Geschenk für ältere Menschen sind", klagt die Frau. Es seien bei Weitem nicht nur die reichen Russen gewesen, die in der Zypern-Krise Geld verloren haben.

Dass Anleger wie Frau Demetriou und viele Sparer, die mehr als 100.000 Euro bei ihrer Bank liegen hatten, in einem bisher einzigartigen Schritt in Europa zur Bankensanierung beitragen mussten, war ein Tiefpunkt in der jüngeren Geschichte Zyperns.

Von da an aber begann eine Sanierung, für die das Land von den Eurofinanzministern vergangen Woche hohes Lob erhielt. Im Gegensatz zu Griechenland, das sich noch immer gegen Reformen stemmt, hat Zypern seine Staatsfinanzen wieder im Griff. Vom 10 Milliarden Euro schweren Rettungspaket, das der Inselstaat 2013 vom Euro-Rettungsschirm und vom Internationalen Währungsfonds bekam, hat er nur 7,5 Milliarden Euro genutzt. Auf eine Tranche von 275 Millionen Euro, die jetzt zur Auszahlung gestanden wäre, verzichtet Zypern, betont das Land. Ab Ende März kann Zypern wieder Geld am Kapitalmarkt aufnehmen und braucht keine Hilfe vom Rettungsschirm, an den sie aber noch bis 2031 Geld zurückzahlen muss. Was Zypern nicht so gern sagt: Die Freigabe der 275 Millionen Euro wäre mit der Auflage zur Privatisierung der Telekommunikation verbunden gewesen. Und diesen Schritt setzte das Land nicht.

Ohne Steuererhöhung

Den Erfolgsfaktor für die Rückkehr Zyperns auf den Wachstumspfad sieht Regierungssprecher Nikos Christodoulides in der Tatsache, dass Zypern die Steuern nicht erhöht, die Staatsausgaben aber gesenkt hat.

"Wir haben Einstellungen im öffentlichen Sektor gestoppt. das Sozialsystem rationalisiert, Häfen privatisiert und eine Lizenzpolitik für ein neues Kasino Resort, neue Marinen und die Nationallotterie eingeführt", erklärt er.

Der Bankensektor, der die Krise ausgelöst hat, weil er viel zu viele Anleihen finanzschwacher griechischer Banken gekauft hatte, wurde massiv verkleinert. "Mit neuem Kapital, hauptsächlich von ausländischen Investoren, und neuem Management haben die Banken des Landes ein neues Kapitel aufgeschlagen", sagt Christodoulides.

Dass das beinharte Sparprogramm, das vielen Zyprioten Einkommen und Jobs gekostet hat, ohne viel öffentlichen Protest über die Bühne ging, führt Frau Demetriou auf den starken Zusammenhalt der zypriotischen Familien zurück. "Viele junge Menschen sind wieder zu den Eltern gezogen. Man hilft sich gegenseitig", erzählt sie. "Das Land und seine Leute sind belastbar", betont denn auch Christodoulides.

Mit all dem hat Zypern im Vorjahr 1,6 Prozent Wirtschaftswachstum – das höchste seit sieben Jahren – geschafft und das Staatsdefizit auf 0,2 Prozent gedrückt.

"Wer hätte das vor drei Jahren gedacht?", fragt der Regierungssprecher. Damals betrug die Lücke im Staatshaushalt 5,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

Für 2017 peilt die Regierung des Inselstaates sogar 0,1 Prozent Budgetüberschuss an. Das bringt eine Rating-Verbesserung von Moody’s und ein Lob der US-Agentur: "Das Niedrigsteuer-Umfeld ist attraktiv für Unternehmer", betonen die Rating-Analysten.

Noch viel zu tun

Ausgestanden hat Zypern die Krise aber noch nicht ganz. Das ist auch Regierungssprecher Christodoulides bewusst. "Die Herausforderungen sind jetzt die hohe Arbeitslosigkeit und die Problemkredite der Banken", erklärt er. Der Abschluss des Hilfsprogramm sei daher kein Ende für Zyperns Reformpolitik.

Immerhin sollen noch rund 27 Milliarden Euro an faulen Krediten in den Bankbilanzen lagern. Und der Schuldenberg des Staates sowie der Privaten wird eine Herausforderung für die Politik.

Die Reformschritte

Privatisiert: Zypern hat mit einer Privatisierungs- und Lizenzpolitik von Häfen, Marinen, Kasino und Nationallotterie dem Staatshaushalt Hunderte Millionen eingebracht. Gleichzeitig gab es einen Einstellungsstopp im öffentlichen Dienst und einen Umbau des Sozialsystems.

Schiffe, Touristen, Finanz: Je ein Drittel der Wirtschaftsleistung stammt aus der Schifffahrt, dem Tourismus und der Finanzwirtschaft. 2015 wuchs die Wirtschaft um 1,6 Prozent, heuer sollen es plus zwei Prozent werden.