Wirtschaft

AUA und Flughafen: Große Hoffnung auf den „Grünen Pass“

Vom Sommer wird es abhängen, ob und wie die heimische Luftfahrtindustrie diese Krise überlebt. Doch die Menschen werden nur in Flugzeuge steigen, wenn Fliegen gesundheitlich sicher ist. AUA und Flughafen Wien setzen daher alle ihre Hoffnungen auf den digitalen Impfpass in Form einer Handy App.

„Im Sommer werden Millionen von Menschen in der EU geimpft sein. Es ist dann nicht mehr vertretbar, ihnen ihre Freiheitsrechte zu nehmen. Der Grüne Pass wird das grüne Licht sein“, setzt AUA-Chef Alexis von Hoensbroech hohe Erwartungen in einen EU-weiten Impfpass.

Alle Inhalte anzeigen

Auch die Flughafen-Vorstände Günther Ofner und Julian Jäger hoffen sehr, dass elektronische Bestätigungen über negative Tests und Impfungen der Freibrief zum Reisen werden. Wer geimpft, nach überstandener Erkrankung immun oder vor dem Reiseantritt negativ getestet sei, „muss reisen dürfen. Ein Verbot ist weder rechtlich noch politisch noch ethisch-moralisch zu rechtfertigen“, betonten die Flughafen-Chefs.

Vor alle Airlines könnten den elektronischen Impfpass relativ einfach kontrollieren, erklärte von Hoensbroech am Donnerstag bei der Präsentation der Ergebnisse. Sowohl digital als auch – falls vorerst noch notwendig – in Papierform.

Laut einer vom Flughafen in Auftrag gegebenen Umfrage wollen ein Drittel der Österreicher im Sommer gerne in den Urlaub fliegen. Die AUA registriert laut von Hoensbroech bereits eine „spürbare Nachfrage-Erholung bei den Buchungen für Juli und August“.

Buchungen laufen an

Bei Ferienflügen ist die Lufthansa-Tochter optimistisch. Im Sommer könnten 50 Flugzeuge im Einsatz sein, derzeit sind es lediglich 30 Maschinen. Das Angebot soll von derzeit 15 auf rund 50 bis 60 Prozent des Niveaus von 2019 ausgeweitet werden. Im Fokus sind die klassischen Mittelmeer-Destinationen Süditalien, Griechenland, Spanien und die Türkei. Der Geschäftsreiseverkehr werde dagegen langsamer anlaufen.

Auch die derzeit höchst bescheidene Langstrecke soll im Sommer ausgebaut werden, auf dem Radar sind laut AUA-Vorstand Michael Trestl New York (JFK) und Montreal, auf den bestehenden Strecken sollen die Frequenzen gesteigert werden. All diese Pläne sind derzeit freilich noch vom großen Fragezeichen überschattet, wann die Menschen wieder reisen können.

Auf der Kurz- und Mittelstrecke bietet die AUA demnächst das neue Catering „Austrian Melangerie“ an. Gratis gibt’s nur noch eine kleine Flasche Wasser pro Passagier und ein Stück Schokolade, gegen Bezahlung können Snacks und warmen Mahlzeiten geordert werden.

Alle Inhalte anzeigen Alle Inhalte anzeigen

Die Airline fliegt hart auf Sparkurs. „Ohne das Rettungspaket würden wir heute nicht existieren“, sagte von Hoensbroech. Im Verlust (Ebit) für das Horrorjahr 2020 von 319 Millionen Euro sind die 150 Millionen direkte Staatshilfe berücksichtigt. Die Liquidität sei besser als im Business Plan kalkuliert, erklärte von Hoensbroech. Statt der ursprünglich zwei Millionen Euro täglich verbrennt die Airline derzeit rund 0,5 bis eine Million. Heuer wird die AUA nicht aus den roten Zahlen kommen, aber das Minus soll niedriger ausfallen. Aus heutiger Sicht werde die AUA mit der Staatshilfe durchkommen. Die Mutter Lufthansa fuhr im Vorjahr einen Rekordverlust von 6,7 Milliarden ein und rechnet für heuer mit 5,5 Milliarden.

Die AUA-Flotte wird weiter verkleinert, 18 Dash, drei uralte Boeing 767 sowie sieben Airbus A319 werden heuer verkauft. 550 Mitarbeiter haben das Unternehmen von sich aus schon verlassen.

Ticketpreise

Zwar hat sich der Wettbewerb der Billig-Flieger in Wien stark eingebremst und drei Anbieter haben sich zurückgezogen, doch der Wettbewerb könnte, wenn das Geschäfts angelaufen ist, rasch wiederbelebt werden. „Ähnlich wie vor der Krise könnten die Ticketpreise dann eher nach unten gehen“ (Trestl).

Sowohl AUA als auch Flughafen plädieren außerdem dringend für eine Verlängerung der Kurzarbeit über 2021 hinaus.