Wirtschaft

AT&S-Chef: "Industrie 4.0 scheint länger zu brauchen"

Was kommt nach dem Smartphone? Eine zentrale Frage für den steirischen Technologiekonzern AT&S, dessen High-End-Leiterplatten in Millionen mobiler Endgeräte verbaut sind. Denn die Zeiten hoher Wachstumsraten bei Smartphones und Tablets sind bald vorbei. "Ich glaube nicht, dass es das eine ’Big Thing’ geben wird, sondern viele verbundene ’Smart Things’", glaubt AT&S-Vorstandschef Andreas Gerstenmayer. Als Beispiele nennt er das selbstfahrende Auto oder die Medizintechnik.

Große, medial sehr präsente Themen wie Industrie 4.0 oder Internet der Dinge "scheinen noch länger zu brauchen als gedacht". AT&S stellt sich im Kerngeschäft daher auf ein schwierigeres Marktumfeld ein und forciert höherwertige Bauteile für die Mikroelektronik. Hergestellt werden diese IC-Substrate sowie substratähnliche Leiterplatten vornehmlich im neuen chinesischen Werk in Chongqing, wo kürzlich die erste Serienfertigung angelaufen ist. Die Investitionen für das Werk beliefen sich bisher auf 290 Mio. Euro, insgesamt ist ein Investment von 480 Mio. Euro vorgesehen.

In der Bilanz 2015/16 hinterlässt Chongqing erste Spuren. Das Betriebsergebnis (Ebit) gab um 14,6 Prozent auf 77 Mio. Euro nach, das Konzernergebnis sank um 19,3 Prozent auf 56 Mio. Euro. Der Umsatz legte um 14,4 Prozent auf 762,9 Mio. Euro zu. Eine stabile Entwicklung vorausgesetzt wird für das laufende Geschäftsjahr ein Umsatzplus von zehn bis zwölf Prozent erwartet.

Kanzlerfrage

Gefragt nach seinen Wünschen an den neuen Bundeskanzler antwortet Gerstenmayer: "Wir brauchen eine Regierung, die versteht, dass es eine industrielle Basis braucht und man diese unterstützen muss. Nur so kann der soziale Standard in Österreich gesichert werden." Als wichtige Themen nannte er die Flexibilisierung der Arbeitszeit, die Bildungspolitik oder die Wiederbelebung des "darniederliegendenKapitalmarktes". Die börsenotierte AT&S beschäftigt weltweit rund 8800 Mitarbeiter, davon rund 1300 an den beiden österreichischen Standorten Leoben und Fehring. Ex-SPÖ-Finanzminister Hannes Androsch hält 16,3 Prozent der Aktien, 17,8 Prozent hält Willibald Dörflinger, der Rest (65,9 Prozent) ist im Streubesitz.