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Zurück am Tatort Keller

Ein "Horrorhaus" irgendwo in Niederösterreich, Fernsehkameras sind vor Ort, ein Keller tut sich auf. Sofort werden Erinnerungen an die jüngere österreichische Kriminalgeschichte wach. Der neue ORF-"Tatort" "Abgründe" (Sonntag, 20.15, ORF 2) nimmt zumindest in seiner Ausgangssituation deutliche Anleihen an dem Fall Natascha Kampusch.

Fünf Jahre wurde die kleine Melanie Pölzl von ihrem Entführer festgehalten. Nun rücken Bagger an, um den Schreckensort einzuebnen. Damit ist aber noch lange kein Schlussstrich gezogen. In den Trümmern wird die Leiche von Franziska Kohl entdeckt. Die frühere Kollegin von Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) war mit dem Fall betraut und gab sich nicht mit der Einzeltätertheorie zufrieden. Für das BKA ist der Fall allerdings abgeschlossen. "Franzis" Tod wird als Unfall abgetan, weitere Ermittlungen werden blockiert. Eisner und seine Kollegin Bibi Fellner (Adele Neuhauser) lassen sich dadurch nicht kleinkriegen, und stoßen auf ein Kinderpornografie-Netzwerk, das bis in die Spitzen von Polizei und Ministerium reicht.

Quoten-Aufwind

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„Abgründe“ ist der achte Fall von Eisner und Fellner. Im September des Vorjahres konnte das Duo in Deutschland einen beachtlichen Erfolg landen: Beim Wiener „Tatort“ über bulgarische Sexsklavinnen schalteten im Nachbarland 9,4 Millionen Zuschauer ein. Harald Krassnitzer begründet den Quoten-Aufwind mit dem "Mut, Themen anzugehen, über die wir uns früher nicht drübergetraut hätten. Wie weit kann man mit den Faktoren Brutalität und Realität gehen? Das sind Dinge, die wir in einem langen Prozess ausprobieren mussten. Dabei sind wir manchmal grandios gescheitert. Jetzt sind wir aber am Punkt."

In weiteren Rollen sind am Sonntag Hubsi Kramar, Robert Meyer und Michael Dangl zu sehen. Letzterer spielt einen Polizisten, der in die verachtenswerten Vorgänge verwickelt zu sein scheint. Dangl im Gespräch: "Das Thema ist leider ein immer aktuelles und gesellschaftspolitisch relevantes. Es soll ja ähnliche Fälle auch in Wirklichkeit gegeben haben. Fälle, bei denen man sprachlos wird."

Uli Bree schrieb das fiktive Drehbuch, gedreht wurde Anfang 2013 unter der Regie von Harald Sicheritz – im tiefsten Winter, was die bittere Handlung zusätzlich in eine eiskalte Atmosphäre taucht.