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Wahlfahrt ist "kein Verhör auf Rädern"

Hanno Settele, bis Ende 2012 ORF-Büroleiter in Washington, startet mit dem neuen Format „Die Wahlfahrt“ ein neues professionelles Abenteuer (ab 11. September, 22.35 Uhr, ORFeins): In einem Mercedes Baujahr 1978, einst Dienstfahrzeug des sowjetischen Botschafters, chauffiert Settele jeweils einen von sechs Spitzenkandidaten durch einen Wahlkampftag.

Herr Settele, eingedenk Ihrer Berichterstattung aus den USA ist vorstellbar, dass ein paar Politiker vor der „Wahlfahrt“ mit Ihnen ein bisschen besorgt sind ...

Hanno Settele (schmunzelnd): Hab’ ich nicht bemerkt, ich bin ja nicht die innenpolitische Hyäne, die man vielleicht fürchten müsste.

Da Sie die Herrschaften auch chauffieren werden: Denken Sie, es wird den neben Ihnen sitzenden Spitzenpolitikern angenehm sein, Ihnen nicht in die Augen schauen zu müssen?
Das glaube ich nicht. Die Situation eines Gesprächs bei ein paar Stunden Autofahrt kennt jeder. Die Kommunikation verläuft ganz anders: Man spricht in viel kürzeren Sätzen, fällt einander viel öfter ins Wort – aber ungewollt, nicht professionell aus der Idee heraus: „Den unterbrech’ ich jetzt.“ Es gibt da kaum jemanden, der einen Monolog hält.

Außer vielleicht einen Politiker?
(Lacht) Die Kommunikation im Auto ist eine ganz spezielle, weil er oder sie ebenfalls vorne hinausschaut und das Gleiche sieht wie ich. Man spricht im Auto ganz anders, als man es am Diskussionstisch oder gar am Stammtisch tun würde. Und mit diesem Effekt wollen wir arbeiten.

Das heißt, es kann so zu einer aufgelockerteren Atmosphäre kommen, als am Diskussionstisch?
Das ist die Hoffnung! Wir haben den Politikern auch klar gesagt, dass wir kein Verhör auf Rädern veranstalten. Denn das würde dem Format nicht gerecht werden, den Politikern nicht gerecht werden und auch den Aufwand nicht rechtfertigen. Denn wenn wir eine klassische Interviewsituation herstellen wollen, müssen wir nicht auf vier Rädern durch die Gegend fahren.

Und die Sendung hätte vermutlich auch keinen Unterhaltungswert ...
Ich würde die Sendung dann für gelungen halten, wenn man danach ein bisserl was über das Wesen des Menschen weiß, ohne sich in Plattitüden zu verhängen. Also, „was essen Sie am liebsten, wohin fahren Sie auf Urlaub“, über all das kann man reden, aber es soll nicht die Essenz des Ganzen sein. Das Publikum soll die Möglichkeit haben, manches aus kleinen Gesten abzuleiten. Wie etwa die Beobachtung, ob mir jemand beim Tanken hilft.

Gibt es eine vertragliche Vereinbarung mit den Politikern über das fertige Produkt – darf alles unzensuriert auf Sendung gehen?
Es gibt keine formelle Abmachung über das fertige Produkt, es wird nicht vor der Ausstrahlung vorgeführt. Aber natürlich gibt es eine Absprache, dass der jeweilige Gast klar sagen kann: „Das will ich nicht auf Sendung sehen“, wenn etwa ein privater Anruf geführt wird. Das wäre voyeuristisch, das wollen wir nicht.

Sind Sie mit den Wahlkämpfern schon vor der „Wahlfahrt“ in Kontakt bezüglich Ablauf und Inhalt?
Ja, organisatorisch mit den Teams. Aber es gibt keine Vorgespräche, das wäre nicht sinnvoll.Denn wir wollen nicht einen Tag inszenieren, wir wollen einen Tag begleiten.

Sendetermine: "Die Wahlfahrt"

ORFeins, 22.35 Uhr: 11. 9. Josef Bucher (BZÖ), dann Frank Stronach (Team Stronach). 18. 9. Eva Glawischnig (Grüne), dann Heinz Christian Strache (FPÖ). 25. 9. Michael Spindelegger (ÖVP), danach Werner Faymann (SPÖ).