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Ukraine: Pornostar wehrt sich gegen Propaganda

Wäre die Geschichte wahr, sie wäre bestialisch: Ukrainische Regierungssoldaten sollen im Donbass eine junge Krankenschwester gefoltert, ermordet und anschließend mit einer Axt zerstückelt haben. Wie Spiegel Online berichtet, kursierte die grausige Geschichte seit Dienstag dieser Woche durch Vkontakte, dem größten sozialen Netzwerk Russlands. Um die Schilderung zu untermauern, wurden Bilder von Sasha Serowa, wie die ermordete Krankenschwester angeblich heißen soll, gezeigt. "Diese scheinbar so zarte, und dennoch starke junge Frau hat verwundete Kämpfer an der Front gerettet. Ihr wurde nachgesagt, selbst die aussichtslosesten Fälle, wieder auf die Beine bringen zu können. Aber sie selbst ist nicht von der Front zurückgekehrt", wurde Serowa in der Meldung rührend beschrieben.

Verbreitet wurde sie von der Organisation "Hilfe für Donbass", die nach eigenen Angaben Unterstützung für die Separatisten in der Ostukraine sammelt. Schon allein die Quelle sollte also gewichtige Zweifel am Wahrheitsgehalt der schockierenden Geschichte aufkommen lassen. Soweit, so tragisch.

Doch die Geschichte nimmt eine skurrile Wendung. Die junge Frau, die auf den Bildern zu sehen ist, weist nämlich große Ähnlichkeiten mit der ehemaligen US-Pornodarstellerin Sasha Grey auf. Mehr noch: Sie zeigen tatsächlich ein Bild der 26-Jährigen, die inzwischen als Schauspielerin aktiv ist. Dazu kommt, dass der Nachname der angeblichen Krankenschwester das russische Wort für Grau-farben, graulich, ist - die Anspielung auf Sasha Grey ist überdeutlich.

Propaganda - aber von welcher Seite?

Die schockierende Geschichte, die erwartungsgemäß viele betroffene Kommentare auslöste, ist also frei erfunden.

Strittig ist jedoch, ob sie tatsächlich von Unterstützern der russischen Separatisten in der Ostukraine veröffentlicht wurde, oder ob sich da doch jemand über die Donbass-Separatisten lustig macht. Das Opfer der Propaganda ist nämlich nicht ganz zufällig gewählt. Wie Spiegel Online berichtet, geriet Sasha Grey schon einmal zwischen die Fronten des Ukraine-Konflikts. Während der Proteste auf dem Maidan twitterte sie im Dezember 2013: "Bleib stark, Kiew!" Das brachte ihr zahlreiche Angriffe Russland-freundlicher Blogger ein, die ihr vorwarfen Partei für die prowestlichen Demonstranten zu ergreifen. Sasha Grey zeigte sich davon jedoch herzlich unbeeindruckt. Die Reaktion auf die gräusliche Geschichte: "Ich liebe meine russischen Fans", schrieb sie, "aber diese Propaganda geht zu weit. #FuckPropaganda

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