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"Tatort": Die Lieblinge auf Mördersuche

Trifft Boerne einen Bauern. „Und, was sind das für Tiere?“ „Kühe.“ „Welche Marke?“ Für Szenen wie diese lieben „Tatort“-Fans das Ermittlerduo aus Münster. Den proletarischen Kommissar Thiel (Axel Prahl), aus Hamburg zugewanderter St.-Pauli-Fan mit schütterem Haar, schnoddrigem Mundwerk und dem Herzen am richtigen Fleck. Und seinen Gegenspieler, Gerichtsmediziner Dr. Dr. Dr. Dr. (mindestens) Professor Boerne (Jan Josef Liefers). Snob, Sportwagenfahrer und unwiderstehlicher Unsympathler, der seine kleinwüchsige Assistentin mit grimmiger Zuneigung „Alberich“ nennt.

Umfragen kommen stets zu demselben Ergebnis: Thiel und Boerne sind eines der, wenn nicht das beliebteste „Tatort“-Duo. In der Quotenmessung spiegelt sich das Votum wider. Wenn die Münsteraner sich am Sonntagabend  (20.15 Uhr, ORF 2) durchs Hauptabendprogramm scherzen, kann sich die Konkurrenz warm anziehen. Rosamunde Pilcher, heute um 20.15 im ARD-Hauptabendprogramm, mit einem rosa Strickjäckchen.

Ein paar Bier

Der Erfolg der TV-Krimis aus dem exotischen Westen Deutschlands? Beruht nicht auf stabiler Qualität der Drehbücher oder durchgängiger Beibehaltung des Humor-Niveaus. Sondern auf den beiden Hauptfiguren. In einem Interview beschrieb Liefers jüngst das erste Treffen mit Prahl: „Wir sind uns vor zehn Jahren in einer Kneipe zum ersten Mal begegnet, wir kannten uns damals tatsächlich nicht. Den meisten Kollegen ist man ja vorher irgendwo schon begegnet. Wir haben uns also die Hand gegeben und ein paar Bier getrunken – und als wir den ersten ,Tatort‘ zusammen gedreht haben, wurden die Drehtage dann zum Teil zwei Stunden länger, weil wir uns selber so über unsere eigenen, grenzwertigen Witze beeumelt haben. Da brauchte der Regisseur sehr viel Geduld. Für uns war das ein Glückstreffer.“ Schöner hätte man es nicht erfinden können.

Bis heute ist die Arbeitsbeziehung gut (und) geölt. Prahl: „Eine Flasche Rotwein pro Arbeitspensum – Treibstoff für die Gedanken. Wir wohnen meistens im selben Hotel, und da wir in dieser Zeit sowieso nur mit Arbeit befasst sind, treffen wir uns meistens an der Hotelbar.“ Die Kühe, übrigens Marke Lahnvieh, spielen eine entscheidende Rolle im heutigen Fall. Boerne betätigt sich als Rinderzüchter und Prahl singt einem Säugling norddeutsche Lieder vor und klaut ihm dann den Schnuller. Vater Thiel chauffiert reiche kinderlose Frauen in der Gegend herum, Staatsanwältin Klemm röhrt wie immer herrlich durch die Gegend und Christine Urspruchs „Alberich“ ist diesmal ganz fein und zurückgenommen.

Einen Mordfall gibt es auch: Ein Heilpraktiker wird von seiner labilen Frau (Lina Beckmann) tot aufgefunden; die Familie des benachbarten Bauern gerät ebenso schnell in Verdacht wie die schrägen (und sehr komischen) Krien-Brüder. Aber wichtig ist er eigentlich nicht, der Fall. Man würde Prahl und Liefers auch eineinhalb Stunden beim Biertrinken zuschauen. Fast lieber.

Dreharbeiten für Österreich-"Tatort"

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Derzeit finden die Dreharbeiten zum siebenten Krassnitzer-Neuhauser-Krimi statt: Sabine Derflinger inszeniert zum zweiten Mal einen „Tatort“, das Drehbuch stammt von Martin Ambrosch. Moritz Eisner und Bibi Fellner ermitteln diesmal rund um Jugendkriminalität und Prostitution. In weiteren Rollen: Thomas Stipits, Hubert Kramar und Daniela Golpashin.

Der KURIER traf die Ermittler am Tatort Prater in der Bowlinghalle, wo Eisner & Fellner alias Krassnitzer und Neuhauser in der Drehpause über Lieblingskollegen und Vorbilder sprachen: „Für mich war der Schimanski der Erste, dem ich’s geglaubt hab’. Ein großartiger Ermittler. Eine so realistische, großartige Figur, ein Einblick in eine Welt, die ich geglaubt habe. Als ich gefragt wurde, ob ich beim ,Tatort‘ mitmachen will, dachte ich: Vielleicht gelingt es mir, eine Art weiblichen Schimanski zu finden“, schwärmt Neuhauser.

Auch Harald Krassnitzer schaute schon vor seinem Einsatz als Kommissar gerne am „Tatort“ vorbei: Die Saarländer Ermittler mag er, auch die Münsteraner und die Münchner. An Schimanski war es ein legendäres Detail, das ihn faszinierte: „Ich wollte immer eine Schimanski-Jacke haben.“