Studie: ORFeins zeigt 83 Prozent Unterhaltung
Am Dienstag lief "Die Rache der Wanderhure" gleichzeitig auf Sat1 und im ORF im Hauptabend. Ein typischer Fall von Parallelprogrammierung. Diese, so der Vorwurf der Privatsender an den ORF, widerspreche der vom ORF-Gesetz verlangten Unverwechselbarkeit.
Unterstrichen wird dieser Vorwurf durch eine Dienstag veröffentlichte Analyse der österreichischen Fernsehsender. Die von der RTR (Rundfunk und Telekomregulierungsbehörde) in Auftrag gegebene und von der Universität Münster zum dritten Mal seit 2006 durchgeführte Studie verglich eine Woche lang die Sender ORFeins, ORF 2, ATV, Servus TV und Puls 4 hinsichtlich ihrer Anteile von Unterhaltung und Information.
Kernpunkt: ORF eins ist mit Abstand das Programm mit dem größten Unterhaltungsanteil (83 %) vor Puls 4 (50 %), ATV (45 %), ORF 2 (38 %) und ServusTV (7 %).
Wasser auf den Mühlen der Privatsender, die dem ORF oft vorwerfen, er sei so "privat wie ein Privater". Markus Breitenecker, Geschäftsführer von Puls 4: "Der ORF programmiert wie ein Privater, bekommt aber Gebühren."
Fragwürdig
Die Studie sei "inhaltlich und methodisch fragwürdig" kritisiert indes ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz die Studie vor dem Publikumsrat (siehe Bericht unten). Es würden qualitativ unterschiedliche Programmelemente gleichgesetzt – zum Beispiel "Das Model und der Freak" und die "Donnerstagnacht" im Bereich Unterhaltung. Sonderprogramme und ORF-Lokalprogramme fänden keine Berücksichtigung. ATV-Chef Ludwig Bauer: "Und wohin gehört `Sidos Blockstars`?" Puls-4-Chef Breitenecker setzt nach: "Der ORF gibt Andi & Alex als Lebenshilfe aus." Dass der ORF auch die weitgehende Werbefreiheit als Qualitätsmerkmal heranzieht, ärgert Bauer: "Ein Taschenspielertrick." Die Grundfesten des Wettbewerbs würden verdreht. "Wenn ich es mir leisten kann, brauch ich auch nicht zu unterbrechen."
Als Gewinner sieht sich Servus TV, dem die Studie einen hohen Informationsanteil zuschreibt. Allerdings mit wenig Aktualitätsbezug.
Auch der ORF kann Positives aus der Studie für sich ziehen. So ist der Anteil an zugekauftem Programm zurückgegangen und der ORF Spitzenreiter bei der Aktualität.
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ORF-Publikumsrat: Diskussion über das Facebook-Verbot
Es ist, als könnte man Ö3 nur mehr über das Festnetztelefon erreichen!"Albert Malli, stellvertretender Ö3-Chef, hielt eine glühende Rede vor dem Publikumsrat. Thema der Sitzung am Dienstag: Das Facebook-Verbot für den ORF und seine – in Mallis Augen – verheerenden Folgen. Ähnlich kritisch sieht der Online-Verantwortliche Thomas Prantner die Entscheidung der Medienbehörde, wonach Facebook für den ORF tabu ist. "Niemand hat davon einen Schaden, wenn wir in Social Media aktiv sind. Die Entscheidung ist nicht in erster Linie eine Entscheidung gegen den ORF , sondern gegen das Publikum."
Die Behörde hatte Anfang Februar entschieden, dass 39 von 62 ORF-Facebookauftritten gegen das Gesetz verstoßen. Der ORF ging in Berufung – und hofft nun, dass die Behörde ihre "falsche Interpretation" des Gesetzes revidiert. Andernfalls strebe man eine "Schnellreparatur" des Gesetzes an, so ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz. Mit den Parlamentsparteien führe man bereits Gespräche, auch von Seiten der Verleger gebe es "vernünftige Signale".
Ein Themenkomplex, der auch in der Stiftungsratssitzung am Donnerstag diskutiert wird: Die berühmte Standort-Frage – zieht der ORF um, und wenn ja, wohin? – und die anstehende Sanierung des ORF -Zentrums am Wiener Küniglberg. Untersuchungen hätten ergeben, dass das Hauptgebäude "bauphysikalisch überambitioniert geplant" worden sei. Ob es Planungsmängel gegeben habe, sei nicht mehr eindeutig feststellbar; Errichtungsmängel stünden außer Frage. Wie die Renovierung genau über die Bühne gehen soll, ist noch nicht entschieden.