Redakteure protestieren gegen Weinzettl-Bestellung
Von Anna Gasteiger
Dass die ORF-Radioredakteure gegen die Bestellung von Edgar Weinzettl zum neuen Chef der ORF-Radio-Innenpolitik sind, ist kein Geheimnis. Vor wenigen Wochen stimmten sie mit großer Mehrheit für Stefan Kappacher und gegen Weinzettl – eine Abstimmung, die für die ORF-Geschäftsführung freilich nicht bindend ist. Wie groß die Bedenken der Redakteure sind, geht aus einem eMail hervor, das dem KURIER vorliegt: Gespräche innerhalb der Redaktion hätten ergeben „dass Edgar Weinzettel als parteipolitisch gewünschter Kandidat und in seiner Ernennung ein Angriff auf die Unabhängigkeit der Berichterstattung" gesehen werde. Edgar Weinzettl ist derzeit Radio-Wien-Wortchef und gilt als Wunschkandidat von ORF-Radiodirektor Karl Amon.
Chefredakteur
In dem von Redakteurssprecher Hubert Arnim-Ellissen gezeichneten und an alle Redakteure versendeten Schreiben ist auch die Rede von einem Treffen zwischen Weinzettl und Redakteursvertretern. Dabei hätten sie versucht, Weinzettl von seiner Kandidatur abzubringen – was „erwartungsgemäß gescheitert“ sei. Weinzettl habe aber betont, „dass er in dem Fall, dass der Chefredakteur nicht ihn, sondern einen anderen Kandidaten favorisiert und dem Hörfunkdirektor vorschlägt, diese Funktion nicht übernehmen kann.“
Der Ball liegt demnach jetzt bei ORF-Radio-Chefredakteur Hannes Aigelsreiter: „Wir, die Redakteurinnen und Redakteure, erwarten uns von Chefredakteur Aigelsreiter, dass er dem Wunsch der Redakteursversammlung folgt.“
ORF-Radiodirektor Karl Amon sagt gegenüber dem KURIER: „Ich kenne Edgar Weinzettl als hervorragenden Journalisten und hervorragende Führungskraft. Und er hat ein Hearing vor vier ORF-Persönlichkeiten gewonnen. Ich bin der Meinung, dass man jedem eine faire Chance geben muss.“ Er will in den nächsten Tagen das Gespräch mit den Redakteurssprechern suchen.
Es ist bereits das zweite Mal innerhalb weniger Tage, dass Proteste von ORF-Redakteuren öffentlich bekannt werden: Am Mittwoch hatten Fernsehredakteure bei ORF-Fernsehdirektorin Kathrin Zechner gegen die geplante Einstellung der Diskussionssendung „Club2“ protestiert.