"Lassen uns nicht in Geiselhaft nehmen"
Als „entbehrlich“ wertet der ORF-Betriebsrat die Ankündigung weiterer Sparmaßnahmen durch Finanzdirektor Richard Grasl. Dieser trat in Interviews, so auch im KURIER, unter anderem für Auslagerungen, dem Aus für das Radio Symphonieorchester sowie für einen neuen, billigeren Kollektivvertrag für die ORF-Mitarbeiter ein. „Oder wir müssen uns von 250 Mitarbeitern trennen“, so der kaufmännische Direktor.
Grasl täte besser daran, mit allen Mitteln für die Sicherstellung einer ausreichenden öffentlichen Finanzierung zu kämpfen, als mit Droh-Parolen herumzuwerfen, meinte dazu ORF-Zentralbetriebsratsvorsitzender Gerhard Moser in einer Replik. „In den letzten Jahren haben die Belegschaft und ihre Vertretung massive Sparpakete und massiven Personalabbau mittragen und erdulden müssen. Wir sind aber mit Sicherheit nicht bereit, uns in Geiselhaft nehmen zu lassen.“
Der ORF hat in den letzten Jahren bereits 600 Mitarbeiter abgebaut. „Jetzt mit Auslagerungen zu drohen und auch das Orchester aufs Neue infrage zu stellen, führt nicht nur zu heftiger Verunsicherung, sondern auch zu berechtigter Empörung im ORF“, erklärte der Zentralbetriebsratschef.
Moser kritisiert zudem, dass die Ankündigungen Grasl zuvor weder dem Stiftungsrat noch der Belegschaftsvertretung vorgelegt worden seien.
Ein Wünsch-Dir-Was für 200.000 Euro
"@ORFDancingStars Das Geheimnis ist gelüftet: Lukas Perman in der Bravo Girl-Fotolovestory 2001 #DancingStars“.
Für wirklich wesentliche Infos nützt also der Küniglberg bereits Twitter und Co. Und geht es nach dem ORF, soll seine Aus- und Verbreitung noch verstärkt werden. Selbst wenn Gebühren- und Steuerzahler mehr zahlen.
Nicht anders ist eine für kolportierte 200.000 Euro gefertigte Studie zu interpretieren, die Boston Consulting für den ORF angefertigt hat. Sie enthält das, was vom ORF-Wunschzettel bekannt ist. Gefordert wird etwa, dass die Kanäle, die der ORF zu bespielen hat, neu zu definieren seien. Was einen Öffentlich-Rechtlichen in allen Gassen meint. Wohl deshalb werden in der BC-Studie das Social-Media-Verbot und die Beschränkungen bei mobilen und Online-Angeboten kritisiert. Zudem brauche der ORF größeren gesetzlichen Spielraum bei Online- sowie bei crossmedialer Werbung. Finanzieren soll dies eine automatische, jährliche Erhöhung der ORF-Gebühren sowie die fixe Abgeltung von Gebührenbefreiungen aus dem Bundesbudget. BC bestätigt zudem: „Der ORF hat bisher einen guten Job gemacht und gehört derzeit zu den erfolgreichsten Öffentlich-Rechtlichen in Europa“.
Kritik
Dass für „bezahlte Schützenhilfe“ Gebührengelder verwendet werden, kritisierte der Verband Österreichischer Privatsender. „Die Intentionen des ORF sind durchschaubar. Dass die Medienpolitik solchen populistischen Druckmitteln nachgibt, ist hingegen völlig unwahrscheinlich“, meinte VÖP-Vorsitzender Klaus Schweighofer. Er ortet „enorme Freiheiten im Online-Bereich“ für den ORF.