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Medienpolitik in der Kritik

Neuland wollen die Österreichischen Medientage in diesem Jahr betreten. "Re-Invent Media" lautet das Generalthema, das nicht nur auf inhaltlicher Ebene zum Tragen kommen soll. Sichtbarstes Zeichen nach außen ist der neue Tagungsort, das von Zaha Hadid entworfene, hypermoderne "Library & Learning Center" am WU-Campus.

Inhaltlich wurde die Medienwelt am ersten Tag noch nicht neu erfunden. "Kreativität und Innovation" hob Bertelsmann-Vorstand Thomas Rabe in seinem Vortrag als essenziell hervor, und: "ein besseres technologisches Verständnis". Hinsichtlich des bei Medientagen oft kritisierten Google meinte Rabe, der US-Riese verfüge über gute Produkte, "aber wenn man eine derartige Marktposition erlangt, muss man sich nach bestimmten Spielregeln richten."

Äpfel statt Apple

Auch die anschließende Diskussion kreiste um das bekannte Problem der Regulierung und um die Medienförderung. Dabei kam es zur Abrechnung mit heimischer Medienpolitik. ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz brachte es auf die Kurzformel: "Äpfel sind wichtiger als Apple". Auf Sorgen heimischer Apfelbauern reagiere die Politik sofort, hingegen sei die Medienzukunft in der Diskussion kaum präsent.

VÖZ-Präsident und KURIER-Geschäftsführer Thomas Kralinger ortet zudem zu wenig Expertise in der Medienpolitik. Man habe die Auswirkungen der Digitalisierung nicht im richtigen Ausmaß erkannt. "Wir brauchen aber entsprechende Rahmenbedingungen der Politik", so Kralinger. Eine Neuaufstellung der Medienförderung mache Sinn.

Ein Adressat dieser Forderungen ist allerdings als Diskutant abhanden gekommen: Medienminister Josef Ostermayer (SPÖ) sagte wegen der Angina des Bundeskanzlers kurzfristig ab. Ebenfalls abwesend: Heute-Herausgeberin Eva Dichand. Per Aussendung bezeichnete sie die bei den Medientagen verliehene Auszeichnung für Dossier.at als "Schande". Das Rechercheportal hatte zuletzt Inseratenzahlen und politische Verbindungen zum Gratisblatt offengelegt.

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Am Nachmittag wurde über verschwimmende Grenzen zwischen Journalismus und PR diskutiert. Tenor: Zusehends weniger Journalisten stünden wachsenden PR-Abteilungen von Unternehmen gegenüber, die zum Teil selbst als Medien auftreten. KURIER-Herausgeber Helmut Brandstätter ortete zudem ein Versagen der politischen und wirtschaftlichen Elite im Land, die sich zu sehr vor dem Boulevard verneige.

INFOS: Zum 21. Mal findet Österreichs größter Medienkongress statt. Veranstaltungsort ist von Dienstag, 16.9. bis Donnerstag, 18.9. das Library & Learning Center auf dem Campus der Wiener Wirtschaftsuniversität. Der dritte Tag ist für die Medien-, IT- und Kommunikationswirtschaft als offenes Forum gedacht.

www.medientage.at

Das Team von Dossier.at (Kategorie Medien), FastCast (Kategorie Kooperationen) sowie Dieter Zirnig (Kategorie Menschen) durften im Rahmen der Österreichischen Medientage am Dienstag die "Medien-Zukunftspreise" entgegennehmen. Vergeben werden die Preise vom Manstein Verlag, der mit dieser Initiative zukunftsweisende Projekte prämiert.

Die futuristisch anmutenden FastCast-Reporter sind seit Anfang des Jahres bei vielen Ereignissen zu sehen. Gemeinsam mit dem KURIER wurde ein täglicher Probebetrieb unter dem Titel "Blitzlichter" auf KURIER.at konzipiert. Seit April berichten die FastCast-Reporter von Events, Kultur- und Society-Veranstaltungen, Partys und Clubbings. Ein Vorteil der verwendeten Technik: Für die Nutzer sind die Videoberichte schneller verfügbar.

Für Harald Hackenberg, FastCast-Mastermind und Geschäftsführer der F5 GmbH, ist der Medienzukunftspreis eine wichtige Anerkennung: "Medien-Innovationen sind immer ein besonderes Wagnis. Der Medienzukunftspreis und die Partnerschaft mit dem KURIER sind für uns sehr ermutigende Erfolge."

Dass mit Dossier.at sowie dem von Zirnig gegründeten Portal neuwal.com zwei auf politischen Journalismus fokussierte Projekte als Sieger hervorgingen, ist laut Horizont-Herausgeber Sebastian Loudon "ein klares Signal für die Innovationskraft des Journalismus".

Insgesamt wurden 30 Einreichungen über den Sommer von einer achtköpfigen Jury begutachtet.

(APA, ots)

Die Branche muss eine "Schlacht um die Zukunft" gewinnen. Philipp Welte, Verlagsvorstand der Hubert Burda Media, verwendet gerne drastische Bilder, wenn er über den Zustand der Medien spricht. Etwas zurückhaltender, aber in eine ähnliche Stoßrichtung argumentierte Gruner+Jahr-Vorstandsvorsitzende Julia Jäkel. Denn in einem waren sie sich einig: "Es gibt einen Markt für gute Inhalte."

Bei den Medientagen versuchten die deutschen Medienmanager am Dienstag gute Stimmung zu verbreiten. Schließlich gebe es in der Branche oft genug "Hohepriester des Niedergangs", wie Welte meinte und dabei den "großen Philosophen" Puff Daddy anführte: "It's all fucked up now." Ganz so drastisch müsse man die Situation, trotz des Gamechangers Digitalisierung, allerdings nicht sehen. "Lassen Sie uns mehr Renaissance wagen", appellierte er an das Publikum.

"Wir haben heute die Chance, in unmittelbare Beziehung zu den Endverbrauchern zu treten und aktive Communities zu machen", so Welte. "Das geht aber nur über hochwertige, journalistische Inhalte." Im Fokus müsse folglich der Leser, der User stehen. Um diesen zu erreichen, sollten "Technologie und Inhalt" einander begegnen. Jäkel sprach gar davon, dass Geschäft neu zu erfinden. "Die Medienwelt hat sich radikal geändert", dennoch könne Print wachsen und seien gut recherchierte sowie geschriebene Texte relevant. Nur müsse man den Endverbraucher heute eben überall erreichen.

Transformation "kulturell leben"

Bei Gruner + Jahr habe man die Titel nach insgesamt acht "Communities of Interest" ausgerichtet. Diese werden zudem über neue digitale Unternehmen adressiert, wodurch die Monetarisierung breiter aufgestellt werde. "Am Ende wird entscheidend sein, wie wir das, was wir Transformation nennen, kulturell leben." Diesbezüglich seien die Führungskräfte gefordert, "die in dem Neuen eine unternehmerische, verlegerische und auch persönliche Chance sehen", so Jäkel.

Der damit eingeschlagene Weg werde "über viele Jahre gehen. Am Ende geht es um ein Konzert der Ereignisse, die ein Haus in Schwingung bringen und nicht die eine, messianische Akquisition." Dass ihr Verlag auf diesem Weg zuletzt auf einen harten Sparkurs setzte, sei laut Jäkel "für uns alle belastend". Es gebe aber einen gemeinsam erarbeitet Plan, von dem man sich nicht abbringen lassen werde.

Aufmunternde Worte fand Jäkel für Horst Pirker, seit Sommer Geschäftsführer der Verlagsgruppe News (VGN), an der Gruner + Jahr die Mehrheit hält. Der österreichische Markt sei für ihren Verlag "extrem wichtig" und mit Pirker habe man einen "hervorragenden Chef an Bord". Für die Neupositionierung der einzelnen Titel hofft sie, dass er und sein Team "langsam, aber sich in Schwingung und Umsetzung kommen".

Zwischentöne in Diskussion

In der anschließenden Podiumsdiskussion zeigten sich die heimischen Branchenvertreter zwar nicht abgeneigt von einem positiven Blick in die Zukunft, hatten dem Bild von Jäkel und Welte aber einige Zwischentöne hinzuzufügen. Österreichische Medien würden immerhin "in den nächsten Jahren noch sehr stark vom Printgeschäft leben", wie "Krone"-Geschäftsführer Gerhard Riedler zu bedenken gab. Aber auch beim Reichweitenkaiser stünden Neuerungen an, etwa ein kostenpflichtiges E-Paper vor Weihnachten oder eine Sport-App im kommenden Jahr. Und Michael Fleischhacker von NZZ.at bezeichnete den Ableger der Neuen Zürcher Zeitung als "Optimismusprojekt", dessen Texte gänzlich hinter einer Bezahlschranke verschwinden werden.

"Hochrisikotopf"

Zurückhaltender gab sich Styria-Vorstand Malte von Trotha. Man müsse Innovation in den einzelnen Marken fordern und fördern, gleichzeitig brauche es aber auch zentrale Koordinationsstellen. "Schließlich bedeutet Innovation für Unternehmen wie uns, dass wir disruptive Ansätze denken müssen." Über einen Risikotopf verfüge die Styria "im Moment nicht", wohingegen Pirker mit folgender Aussage für Lacher sorgte: "Wir sind ein Hochrisikotopf."

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Er wollte Innovation nicht zwangsläufig als digital konnotiert verstanden wissen. "Auch Print kann wachsen." Man dürfe sich keinesfalls zurücklehnen und "schauen, wie wir langsam, aber schön sterben", so Pirker. Eine Ansicht, die Fleischhacker teilte: "Innovation ist am Markt unabhängig von Print oder Online und muss auf geänderte Bedürfnisse reagieren." Ein Bedürfnis der Branche ist und bleibt aber ein funktionsfähiges Geschäftsmodell. Dafür müsse man den Usern klar machen, dass sie etwas erhalten, "was einen Wert hat", meinte von Trotha. "Und bisher waren wir Weltmeister im Entwerten, im Rausschmeißen."

Als "Strömung" sei Paid Content laut Pirker schon erkennbar, nicht nur in Österreich. "Die darf man aber nicht überfordern, weder zeitlich, noch was die Größenordnung betrifft. Wir müssen behutsam damit umgehen und dürfen keine Luftschlösser bauen." Für Riedler ist die Umsetzung von Paid-Modellen jedenfalls nur "in Nischen" möglich. "Für uns ist das in erster Linie Sport, dort werden wir uns stark draufsetzen." Die Stimmung passt also in einzelnen Facetten, es scheint aber noch ein langer Weg, wie auch Jäkel betonte. "Schließlich geht es nicht um kurzfristige Umsatzmaximierung."

(APA)

Im Diskussions-Panel "Identität braucht Inhalte" über die "Herausforderungen für eine eigenständige österreichische Medien-Infrastruktur" ist es am Dienstag zu einer Abrechnung mit der österreichischen Medienpolitik gekommen. Peter Lammerhuber, Chef der Mediaagentur Group M, machte sich Sorgen um die österreichische Medienlandschaft. "2.342 Zeichen beziehungsweise 0,75 Prozent des Regierungsprogramms drehen sich um Medienpolitik. Das ist aus meiner Sicht ein bisserl wenig", so Lammerhuber. Dabei gebe es jede Menge Herausforderungen angesichts des digitalen Umbruchs. Und: "Es bräuchte dafür medienpolitische Rahmenbedingungen."

Die Abwesenheit von Medienminister Josef Ostermayer hielt Lammerhuber freilich nicht davon ab, der Medienpolitik mangelnde Zukunftsorientierung abzusprechen. Die Vielfalt der digitalen Welt wirke sich bereits massiv auf die österreichische Medienlandschaft aus. Österreich habe inzwischen rund sechs Millionen Internet-Nutzer. Allein 127 Einzelangebote würden in der Web-Analyse (ÖWA) erfasst. Dabei seien internationale Player wie Facebook, Google, YouTube oder Twitter noch gar nicht erfasst. Weltweit gebe es 98 Millionen heruntergeladene Apps, in Österreich seien über 600.000 Tablets im Umlauf, und 30 Prozent der Medienzugriffe erfolgten hierzulande bereits mobil. "Das ist eine rasante Entwicklung", so Lammerhuber.

Angesichts dieser dramatischen Entwicklung vermisst der Medienexperte "Haltung" der Regierung zu medienpolitischen Themen. Österreich brauche einen Standpunkt zu uneinheitlichen Steuerregelungen innerhalb der EU, von der vor allem große Internet-Konzerne profitierten. Notwendig sei eine Neuordnung beim Datenschutz und beim Leistungsschutzrecht. Die Wettbewerbsverzerrung durch die Werbeabgabe müsste abgestellt werden - Lammerhuber plädierte für eine Senkung von 5 auf 3 Prozent, dafür sollte die Steuer auf alle Werbebotschaften an österreichische Konsumenten ausgeweitet werden.

Darüber hinaus sprach sich Lammerhuber für eine Neuorientierung der Medienförderung und die Bildung eines Budgettopfs aus ORF-Haushaltsabgabe, Werbeabgabe sowie Presse- und Filmförderung aus. Die Fördermittel sollten dann neustrukturiert vergeben werden, so Lammerhuber, der mit seinen Forderungen bei den Medienmachern auf Zustimmung stieß.

Asymmetrie bei der Regulierung

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ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz ortete das Problem, dass "die Medien so stark im Umbruch sind, dass die Medienpolitik nicht mithalten kann. Momentan gilt in der Politik immer noch das Axiom Äpfel sind wichtiger als Apple." Die Lage der Äpfelbauern sei demnach wichtiger als Veränderungen in der digitalen Welt. "Das führt auf europäischer, aber auch auf österreichischer Ebene zum Problem asymmetrischer Regulierung", so Wrabetz. In Deutschland sei es etwa öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern aus kartellrechtlichen Gründen untersagt worden, Video-on-Demand-Plattformen zu gründen. "Jetzt kommtNetflix, versammelt alles auf einer Plattform, und es gibt keinen Mucks."

Für den ORF-Chef ist denn auch klar, dass es medienpolitische Veränderung brauche, um auf die digitalen Herausforderungen reagieren zu können. "Das iPad kam im Herbst 2010, das aktuelle ORF-Gesetz ist aus dem Juli 2010."

"Krise" zwischen Politik und Medien

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Thomas Kralinger, Präsident des Verbands Österreichischer Zeitungen (VÖZ) und KURIER-Geschäftsführer, konstatierte eine "Krise" zwischen Politik und Medien. Dialog und Grundkonsens, den es über viele Jahre gegeben habe, seien verloren gegangen. Er selbst habe bei Gesprächen mit Politikern in der jüngeren Vergangenheit immer wieder zu hören bekommen, "wenn ihr so schreibts, brauchts ihr euch nicht wundern, wenn wir euch nicht unterstützen". Die Frustration über die Medienpolitik auf Medienseite sei jedenfalls groß, so Kralinger.

"Allfälliges und Abfälliges"

Ähnlich Styria-Vorstandsvorsitzender Markus Mair: "Wir stehen einfach nicht auf der Agenda. Wir kommen unter Allfälliges oder Abfälliges vor." Mair plädierte allerdings auch für Selbstkritik der Medien. "Natürlich kommen viele Politiker und sagen, ich werde schlecht behandelt, man schreibt schlecht über uns, und das, was wir sagen wollen, bekommen wir nicht rüber. Aber wir sollten uns auch selbst überlegen, wie wir besser auf die Agenda kommen." Kritik an der Politik formulierte freilich auch Mair: "Wenn zwei Spitzenpolitiker immer nur Pingpong spielen und darauf warten, dass dem anderen der Ball runterfällt, darf man sich nicht wundern, wenn darüber negativ berichtet wird. Aber wenn die Politik Inhalte liefert, die Perspektiven aufmachen, die Visionen aufzeigen, dann glaube ich auch, dass sich redaktionelle Inhalte über Politik wieder ändern werden."

Kralinger und Wrabetz griffen darüber hinaus Lammerhubers Vorschlag zur Neuordnung der Medienförderung auf. Eine Neuaufstellung mache Sinn, so Kralinger. "Wir brauchen entsprechende Rahmenbedingungen der Politik. "Wir stehen auf einem Teppich, und dieser Teppich wird uns derzeit weggezogen", warnte der Verlegerpräsident. "Wenn man sieht, was im Landwirtschaftsbereich oder bei den Wohnbauförderungen herumgeschoben wird, ist das ein interessanter Ansatz", meinte ORF-Chef Wrabetz.

(APA)

"Kreativität und Innovation sind absolut essenziell." Thomas Rabe, Bertelsmann-Vorstandsvorsitzender, hat klare Vorstellungen davon, was für eine erfolgreiche Bewältigung der digitalen Transformation notwendig ist. Neben der Konzentration auf eigene Stärken umfasse das auch "ein besseres technologisches Verständnis", wie er am Dienstag in seiner Keynote im Rahmen der Medientage in Wien erläuterte.

Natürlich sehe sich die Branche einer "sehr anstrengenden, aber auch hochspannenden Zeit" gegenüber - und nicht zuletzt neuen Mitbewerbern. Hinsichtlich des von Medienmanagern oft gescholtenen Google meinte Rabe, dass Bertelsmann "nur in der Öffentlichkeit zurückhaltend" gegenüber dem Internetgiganten auftritt. "Es gibt aber unterschiedliche Arten, sich mit Google auseinanderzusetzen." Das US-Unternehmen verfüge definitiv über gute Produkte, "aber wenn man eine derartige Marktposition erlangt, muss man sich im Zweifel nach bestimmten Spielregeln richten". Besonders "fair search" sei in diesem Zusammenhang ein wichtiges Thema.

Nicht nur in Richtung Google richtete Rabe einen anderen Einwurf: "Wir brauchen eine angemessene Regulierung des Geschäfts." Von einem funktionierenden Urheberrechtsschutz bis zur "Rekalibrierung des Rundfunks" und der Frage des Datenschutz reiche dabei die thematische Bandbreite. Grundsätzlich sieht Rabe die "Charakteristika digitaler Medien jenen der analogen in vielen Fällen überlegen".

In einem kurzen Überblick ging er auf die einzelnen Sparten, in denen sich Bertelsmann engagiert, ein: Vom TV-Bereich, der von Fragmentierung und dem Druck nicht-linearer Angebote geprägt ist, über das Buchverlagsgeschäft und dem Erfolg von eBooks bis zum digital lange problematischen Geschäft mit Musik. Im Magazingeschäft ortete er "entgegen aller Vermutungen kein Reichweitenproblem", rechne man Print und Digital zusammen. "Wir haben nur das Problem, das auch angemessen zu monetarisieren." Der Aufbau einer "Kostenlos-Kultur" sei ein Fehler gewesen.

Diesbezüglich kann sich Rabe durchaus "eine Art Netflix" für Zeitschriften vorstellen. "Das ist aber nur als konzertierte Aktion aller Verlage möglich." Aus Sicht von Bertelsmann betonte er: "Journalismus bleibt wichtig und kann weiterhin auf kommerzieller Grundlage betrieben werden. Die Leser werden auch in zehn Jahren bereit sein, für nutzwertige Inhalte zu bezahlen." Gleichzeitig müsse man sich mit "Kostenstrukturen intensiv auseinandersetzen", wie es jüngst das zu Bertelsmann gehörende Verlagshaus Gruner + Jahr getan habe, das in den kommenden drei Jahren 75 Mio. Euro einsparen will.

Zu wenig Meinungspluralismus

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Zum Auftakt der Fachtagung hatte Medientage-Gründer und Fachmedien-Verleger Hans-Jörgen Manstein zwar einen Appell an die Politik gerichtet, "in Sachen Medienförderung etwas zu tun". Er nahm aber vor allem die Medienmacher in die Pflicht. "Verleger müssen neue Wege gehen", sei deren größte Schwachstelle doch: "Sie sind zu oft Boxer mit Glaskinn: Gut im Austeilen, schlecht im Einstecken." Man könne zwar lange über die von der Politik bereitgestellten Rahmenbedingungen diskutieren, "am Ende des Tages werden Einzelmaßnahmen aber verpuffen".

"Es müssen Medien produziert werden, die gekauft werden. Nicht Medien, die um Presseförderung ansuchen können", unterstrich Manstein. Derzeit seien die einzelnen Titel "mehr oder weniger austauschbar", den viel bemühte Meinungspluralismus könne er nirgends erkennen. "Es kann daher dem Steuerzahler nur bedingt zugemutet werden, dass er Medien am Leben erhält."

(APA)