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Die Friedensaktivistin und das Dynamit

Ihre erste Begegnung mit Bertha von Suttner teilt sie mit Millionen von Österreichern: "Natürlich kenne ich sie noch vom alten 1000-Schilling-Schein".

Eine oberflächliche Begegnung, freilich. Zur Vorbereitung auf ihre Rolle der österreichischen Friedensaktivistin hätte sie dann aber auch die Memoiren von Bertha von Suttner gelesen, erzählt Birgit Minichmayr beim Pressegespräch in der französischen Botschaft in Wien. In dem von ARD und ORF koproduzierten Biopic "Madame Nobel" (Regie: Urs Egger) dienten die repräsentativen Räume vergangene Woche als Kulisse für Paris. "Dort war sie für zwei Wochen die Privatsekretärin von Alfred Nobel", erklärt die 37-jährige Schauspielerin.

Als Vorlage für die Verfilmung diente Drehbuchautor Rainer Berg auch "Mr. & Mrs. Nobel" . In dem Theaterstück von Esther Vilar verbindet Bertha von Suttner und den Stifter des Friedensnobel-preises auch eine Liebschaft , belegt ist eine lebenslange Brieffreundschaft.

Trotz historischer Ungenauigkeiten, die wichtigsten Eckpunkte in "Madame Nobel" stimmen: In Paris heuerte Bertha von Suttner aufgrund finanzieller Schwierigkeiten an, später zog die 1843 als Gräfin von Kinsky in Prag geborene Bertha mit ihrem sechs Jahre jüngeren Gatten Arthur von Suttner (dargestellt von Philipp Hochmair) zu einer befreundeten Gräfin in den Kaukasus. Die Gräuel des russisch-osmanischen Krieges, die sie dort kennenlernte, sollten der Ausgangspunkt für ihr Engagement für die Friedensbewegung sein.

Das erfuhr 1889 mit der Veröffentlichung des Romans "Die Waffen nieder!" einen ersten Höhepunkt und gipfelte 1905 schließlich in der Verleihung des Friedensnobelpreises.

Marketinggenie

Was schätzt Minichmayr an der Person? "Sie war eine Frau, die stark für ihre Unabhängigkeit gekämpft hat." Und: "Sie war ein absolutes Marketinggenie." Fast im Alleingang hätte die Schriftstellerin die Friedensbewegung mit Kongressen und Vorträgen vorangetrieben.

Als Alfred Nobel ist der deutsche Schauspieler Sebastian Koch ("Das Leben der Anderen") zu sehen. Den 51-Jährigen fasziniere auch der verschrobene Charakter des gebürtigen Schweden, schwerreichen Kosmopoliten und vor allem: Erfinder des Dynamits. "Ein Konflikt, der nicht lösbar ist", sagt Koch. Nobel wollte seine Erfindung friedlich verwendet wissen, musste jedoch mitansehen, wie sie den Krieg revolutionierte.

Ein Schicksal, das Bertha von Suttner erspart blieb. Sie starb am 21. Juni 1914 im Alter von 71 Jahren, nur wenige Wochen, bevor der Erste Weltkrieg über Europa hereinbrach.

Im ORF soll "Madame Nobel" am 10. Dezember, dem Tag der Vergabe des diesjährigen Friedensnobelpreises, zu sehen sein.

"Ein guter Zeitpunkt", wie Minichmayr findet, und zwar auch in Bezug auf das Gedenkjahr zum Ersten Weltkrieg. "Ich finde es schön, dass das Jahr 2014 nicht im Kriegsgedenken, sondern mit einem Friedensgedanken beschlossen wird."