Es ist alles okay
Von Georg Leyrer
Man soll ja aus jedem Jahr möglichst gescheiter herausgehen. Und wenn schon nicht gescheiter, dann zumindest als besserer Mensch. Das ist nicht immer leicht, und auch das Fernsehen ist da oft keine große Hilfe. Heuer schon gar nicht.
Was wurde live auf Sendung gestritten, was wurde gegiftet und einander unversöhnlich angezischt bis zur rettenden Werbeeinschaltung.
Wie sehr haben wir Seher uns dem TV-Alltagstrott hingegeben, welche zähen Wiederholungen ausgesessen, welche Neuaufgüsse durchgestanden.
Quasi auf den letzten Metern des Jahres gab es nun einen letzten Versuch der TV-Lebenshilfe zur Selbstverbesserung: Die Helene-Fischer-Show versprühte den gütigen Geist der allumfassenden Versöhnung, mit sich, mit seinem Leben, mit dem Fernsehen.
Eine Musikshow nach Reformpädagogik-Logik: Hier ist alles okay, hier kann jeder sein, was er gern will, Startenor ebenso wie Sonderbotschafter der Lederhose. Florian Silbereisen darf die Frisur von Helene Fischer tragen. Alles gilt gleichermaßen als Musik, es gibt Feuershow zu David Garretts Geigenkünsten und eine Bühne für Lena und für Musicals und sogar für Pur, es gibt bemalte Panflötenspieler und eine Werkeinführung in „Das Phantom der Oper“.
Und man hört viele Worte des Lobs und des Danks: Viel Spaß bei der Tour. Vielen Dank. Wir freuen uns. Danke. Tausend Dank. Dankeschön. Hat das Spaß gemacht. Einfach nur danke.
Und eigentlich möchte man das letztlich so stehen lassen. Aber nächstes Jahr streiten wir wieder, versprochen.