ORF verteidigt Kulturengagement
ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz ist der Sturm der Entrüstung angesichts der drohenden Einstellung der Tage der deutschsprachigen Literatur nicht entgangen. "Es ist schon bemerkenswert, wie viel Aufmerksamkeit die Nachricht zum Bachmann-Preis bekommen hat", sagte Wrabetz am Dienstag am Rande eines Pressegesprächs im Wiener Mozarthaus zur APA. "Und natürlich wissen wir, dass das ein wichtiges Anliegen ist. Aber das letzte Wort ist hier noch nicht gesprochen."
Mit den Geldern der Gebührenrefundierung "wird es leichter, das zu erhalten", hofft Wrabetz weiter auf einen Sinneswandel der Politik und eine Weiterführung der Gebührenregelung. Diese brachte dem ORF in den vergangenen vier Jahren 160 Millionen Euro ein. Auf jeden Fall werde man versuchen, mit dem Land Kärnten, mit Sponsoren und der Unterstützung von 3sat den Bachmann-Preis zu erhalten. Der ORF habe den Literaturwettbewerb immerhin mitgegründet, stimmte Kulturchef Martin Traxl zu und verblieb optimistisch: "Da wird es sicher noch positive Gespräche geben."
"Größte Kulturinitiative des Landes"
In dem Pressegespräch im Wiener Mozarthaus verteidigte der ORF am Dienstag in breiter Allianz auch sein Kulturengagement. "Wir haben das RSO erhalten, wir erhalten Ö1 in der Struktur wie bisher, wir werden auch FM4 und ORF III nicht aufgeben und uns von 3sat nicht zurückziehen", erklärte Generaldirektor Alexander Wrabetz. Insgesamt gebe man 100 Millionen Euro im Jahr für Kultur aus, auch im nächsten Jahr: "Wir sind die größte Kulturinitiative des Landes." Und auch wenn Sparmaßnahmen nötig seien: "Die Kulturmaschine ORF brummt - auch im Sommer."
Der "Kultursommer 2013" war der Anlass für das starke Aufgebot des Senders: Fernsehdirektorin Kathrin Zechner hob die Vielfalt hervor, der man sich in den kommenden Monaten widme, von den hochkulturellen Glanzlichtern wie der "Zauberflöte" aus Bregenz und dem "Jedermann" aus Salzburg bis hin zum Lokalaugenschein mit Harald Serafin bei den kleineren Sommerfestivals wie Erl oder Grafenegg. ORF III-Chef Peter Schöber lobte die "vielen Synergien mit der Konzernmutter" und hob den von Robert Dornhelm "strengst subjektiv" kuratierten Filmsommer hervor. Radiodirektor Karl Amon verwies auf 175 Konzerte, die aus 35 Festspielstädten in ganz Österreich übertragen werden. Und 3sat-Koordinator Reinhard Scolik unterstrich nicht zuletzt die Tage der deutschsprachigen Literatur (Bachmann-Preis), die in den letzten Tagen angesichts der möglichen Abschaffung ab 2014 für Aufregung gesorgt hatten.
Außerdem wurde ein nicht ganz ernst gemeintes Reform- und Modernisierungskonzept für die österreichische Kulturlandschaft veröffentlicht. Gezeichnet hat die Satire-Meldung Rektor Gerald Bast.
Scherzhaftes Modernisierungskonzept
"Wie aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen verlautet, enthält dieses Reform- und Modernisierungspaket unter anderem folgende Vorschläge:
- Die Salzburger Festspiele suchen keinen Nachfolger mehr für den aktuellen Intendanten, in Zukunft wird nur mehr der Jedermann am Domplatz gezeigt.
- Die Bregenzer Festspiele werden nur mehr unter der Bedingung weitergeführt, dass auch der nächste James Bond Film auf der Seebühne gedreht wird und Kosten des Bühnenbildes vom Filmproduzenten getragen werden.
- Die Saliera kann für ausgewählte Fundraising Dinners im Kunsthistorischen Museum gemietet werden.
- Die Albertina dagegen beschränkt sich in Zukunft nur mehr auf Hasenpflege und zeigt keine Ausstellungen mehr.
- Das MUMOK wird mit dem MAK zusammengelegt, weil sich ohnedies beide irgendwie für angewandte Kunst und Gegenwartskunst (Franz West hat auch Sessel gemacht!) zuständig fühlen. Für das neue Logo kann man die bestehenden verwerten, was einen weiteren Synergie-Effekt zur Folge hat: MUMAK
- Die Fernseh- und Radio-Übertragung des Neujahrskonzerts aus dem Wiener Musikverein wird auf dessen zentralen Teil, den Radetzky-Marsch mit Publikumsbeteiligung, konzentriert.
- Der Wiener Opernball, die einzige gewinnbringende Veranstaltung der Staatsoper, wird - nach dem Muster der Formel-1 Rennen - auf ein 3-Tages Event ausgeweitet und der ORF berichtet an allen drei Tagen direkt aus den Logen, wobei jeder Logenbesitzer ein limitiertes Kontingent an Sendeminuten kaufen kann.
- Das Institut für Sprachkunst an der Universität für angewandte Kunst Wien wird in Zukunft abwechselnd und ehrenamtlich vom jeweiligen Bachmann-Preisträger geleitet."