Wirtschaft

BRZ soll IT-Desaster beim AMS aufräumen

Die jahrelange Pech- und Pannenserie des Arbeitsmarktservice ( AMS) mit seinem IT-Dienstleister IBM endet in einem Scherbenhaufen – für beide Seiten. Die schon seit einem Jahr überfällige, dringend benötigte neue Job-Plattform ist immer noch nicht fertig, die Schuld dafür weisen sich die Vertragspartner gegenseitig zu. Nach Informationen des KURIER zieht die AMS-Spitze jetzt die Notbremse und will Outsourcing-Partner IBM komplett durch das Bundesrechenzentrum (BRZ) ersetzen. Eine entsprechende Machbarkeitsstudie zur Übernahme der AMS-IT durch das BRZ soll bereits vorliegen.

Beim AMS selbst gibt man sich zu den Ausstiegsplänen bedeckt. "Wir stehen nach wie vor in einer aufrechten Vertragsbeziehung mit IBM", sagt AMS-Sprecherin Beate Sprenger. Beim BRZ will man zu Kundenbeziehungen grundsätzlich nichts sagen. Als zentraler IT-Abwickler der öffentlichen Verwaltung ist das BRZ bereits jetzt wichtiger Partner bei diversen AMS-Projekten, wie etwa eAMS. Auch die Digitalisierung von AMS-Dokumenten läuft über das BRZ.

Ausstiegsklausel

Der Zeitpunkt für die Machbarkeitsstudie ist gut gewählt. Ende August ist es erstmals möglich, aus dem 2011 geschlossenen, 173 Millionen Euro teuren Outsourcing-Vertrag auszusteigen. Dann endet die mit IBM vereinbarte Mindestbindefrist.

Der Ausstieg dürfte längst beschlossene Sache sein. Der Haken: Eine Neuausschreibung löst die akuten technischen Probleme nicht, sondern prolongiert sie noch. Wegen der hohen Komplexität der AMS-Infrastruktur dürfte außer dem BRZ aber kaum eine Firma in der Lage sein, die hinterlassenen IT-Baustellen in annehmbarer Zeit zu Ende zu bringen. Hier könnte das BRZ daher als Retter in der Not einspringen.

Noch ist es nicht soweit. IBM wurde bis Ende August noch eine allerletzte Frist zur Beseitigung der vielen technischen Mängel in der unfertigen Job-Plattform zugestanden. Wie berichtet sollte die "beste Job-Plattform der Welt" mit innovativem "Skill-Matching" (ähnlich wie Partnervermittlungs-Portale Anm.) spätestens Mitte 2016 online gehen, die Ankündigung erfolgte bereits im Dezember 2014 (!). Anfang des Jahres handelte sich IBM eine saftige Pönale wegen der Verzögerungen ein und versprach eine Behebung der Mängel bis Ende Mai. Daraus wurde nichts, das AMS stellte bei der Abnahme der verbesserten Version angeblich noch immer mehr als 700 Mängel fest.

Zerwürfnis

Der US-Konzern will für das IT-Fiasko nicht allein verantwortlich sein und wirft dem AMS mangelnde Kooperation vor. Das AMS agiere "eher wie ein distanzierter Beobachter und nicht wie eine Organisation, die an der Erreichung des Zieles, die beste Jobplattform Europas bereitzustellen, bestmöglich und aktiv mitwirkt", heißt es in einem eMail an die AMS-Geschäftsführung, die dem KURIER zugespielt wurde. Uneinig sind sich die Vertragspartner offenbar auch über den genauen Liefer- und Leistungsumfang bei der Job-Plattform. Die IBM-Pressestelle war für eine Stellungnahme nicht erreichbar, bei früheren Anfragen berief sie sich auf die Vertraulichkeitsklausel.

IBM habe seinerzeit die Leistungen viel zu billig angeboten, meinen Brancheninsider, der Auftrag könne sich für das Unternehmen gar nicht rechnen. Dazu kommt ein enormer Imageschaden. Vom Ende des Kapitels IT- Outsourcing könnten letztlich alle profitieren.