Arbeitslosen - und Kurzarbeitszahlen weiter gesunken
Rekordinflation, Lieferkettenprobleme und ein etwas schwächeres Wirtschaftswachstum können den Aufwärtstrend am heimischen Arbeitsmarkt vorerst nicht stoppen. Im Vergleich zur Vorwoche sank die Anzahl der Arbeitssuchenden in Österreich um knapp 2.000 Personen, wie das Arbeitsministerium am Dienstag mitteilte. Aktuell sind 228.846 Personen beim Arbeitsmarktservice (AMS) als arbeitslos gemeldet und 71.259 Personen befinden sich in AMS-Schulungsmaßnahmen.
"Wir sehen unverändert einen positiven Trend am Arbeitsmarkt mit sinkender Arbeitslosigkeit", kommentierte Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) die aktuellen Arbeitsmarktdaten in einer Aussendung. "Aktuell haben wir die niedrigsten Arbeitslosenzahlen seit 2012." Kocher verwies auch auf die positive Entwicklung im Vergleich zu den Vorjahren. Mitte Juni 2021 seien noch 370.730 Personen arbeitssuchend oder in Schulung gewesen, aktuell seien es 300.105. Auch im Vergleichszeitraum des Jahres 2020 war der Wert laut Arbeitsministerium um 187.045 Personen höher und auch vor der Coronpandemie Mitte Juni 2019 waren um 31.245 mehr Personen arbeitssuchend beziehungsweise in Schulung als aktuell.
Weniger Langzeitarbeitslose
Die Zahl der Langzeitbeschäftigungslosen ist in den vergangenen Monaten ebenfalls stark gesunken. Waren Mitte Juni 2021 noch 144.850 Personen langzeitarbeitslos, sind es derzeit noch 90.073. Auf einem niedrigeren Niveau als heute lag die Langzeitarbeitslosigkeit nach Angaben des Arbeitsministeriums zuletzt im Jahr 2014. "Zum Teil liegt dieser Rückgang natürlich an der allgemein besseren Lage am Arbeitsmarkt", so Arbeitsminister Kocher. Man habe mit dem Förderprogramm "Sprungbrett" "aber auch ein sehr wirksames Instrument ins Leben gerufen, um Langzeitarbeitslose beim Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt zu unterstützen".
Bei den Kurzarbeit-Voranmeldungen gab es auch einen Rückgang. Die Voranmeldungen zur Kurzarbeit sanken im Vergleich zur Vorwoche um 1.876 auf aktuell 26.191 Personen. "Gerade im Tourismus und im Handel sinken die Zahlen der Kurzarbeitsvoranmeldungen weiter. Die Anmeldungen betreffen nun hauptsächlich die Warenherstellung", sagte Kocher. Dieser Rückgang zeige, dass "es wichtig und ökonomisch richtig" sei, "die Kurzarbeit in Zukunft nicht mehr so breitflächig zur Verfügung zu stellen und die wirtschaftlichen Begründungen noch stärker zu überprüfen". Ab Anfang Juli werden die Kurzarbeitsanträge der Unternehmen vom AMS restriktiver geprüft. "Damit soll sie nur noch dort zum Einsatz kommen, wo sie auch aus gesamtwirtschaftlichen Gründen wirklich notwendig und aus Arbeitsmarktperspektive sinnvoll ist", so der Arbeitsminister.
Einigung
Die Sozialpartner haben sich kürzlich auf eine Nettoersatzrate von 90 Prozent für Kurzarbeitende geeinigt. Die höhere Rate gilt von 1. Juli bis Jahresende. Die Höhe der AMS-Kurzarbeitsförderung ist aber davon nicht betroffen. Das AMS zahlt 85 Prozent der Gesamtkosten der Firmen für die Ausfallsstunden. Es werde für Unternehmen damit teurer in Kurzarbeit zu gehen, so AMS-Vorstand Johannes Kopf kürzlich.
Die deutliche Erholung am heimischen Arbeitsmarkt nach dem coronabedingten Einbruch erschwert aber die Mitarbeitersuche für viele Unternehmen, vor allem in Gastronomie, Hotellerie und Industrie. Die Statistik Austria vermeldete vergangene Woche für das erste Quartal mit 202.700 offenen Stellen einen Rekord bei der Offenen-Stellen-Erhebung seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2009.
Laut dem wöchentlichen BIP-Indikator der OECD ist das Wirtschaftswachstum in Österreich in der Woche vom 29. Mai bis 5. Juni um 6,1 Prozent höher gewesen als in der entsprechenden Woche des Vorjahres. "Wir sehen, dass es trotz der geopolitisch schwierigen Situation mit hoher wirtschaftlicher Unsicherheit weiterhin positive Erwartungen hinsichtlich des Wirtschaftswachstums in Österreich gibt", sagte Wirtschaftsminister Kocher.