Arbeitslose lehnten Jobangebot ab, AMS schwieg
Von Anita Staudacher
Peter Nemeth will einfach nicht glauben, dass jemand nach längerer Arbeitslosigkeit so einfach einen gut bezahlten Job ablehnt. Dem Chef einer Wiener Gebäudeverwaltung ist dies vor Kurzem aber gleich mit vier Bewerberinnen, die ihm das Arbeitsmarktservice (AMS) vermittelte, passiert. „Ich suchte einen Mitarbeiter für mein Büro und führte mehrere Bewerbungsgespräche. Eine Kandidatin wollte ich auch einstellen, und sie sagten mir erfreut zu. Doch kurz vor Arbeitsantritt sagte sie mir dann wieder ab. Angeblich, weil sie einen anderen Job gefunden hat“, schildert Nemeth dem KURIER. Zu- und Absagen passierten Nemeth dann noch mit drei weiteren Kandidatinnen.
Die plötzlichen Traumjobs nach durchwegs längerer Arbeitslosigkeit wollte Nemeth nicht so ganz glauben, schließlich hätte keine der Bewerberinnen erwähnt, dass sie sich auch anderweitig umsehen. Er teilte das Fernbleiben dem AMS mit und erkundigte sich über die weitere Vorgehensweise des Beraters. Fehlanzeige. „Die AMS-Dienststellen haben auf meine eMail gar nicht reagiert, nur von einer erhielt ich eine Blabla-Antwort, aber keine Auskunft“, erzählt Nemeth. Dabei hätte er nur gerne gewusst, ob die Arbeitslosen tatsächlich einen Job gefunden haben. „Wenn ja, ist es ja völlig okay, wenn nicht, ist es nicht okay, denn ich hätte sie ja gerne genommen.“
Das AMS Wien stellt klar, dass es aus Datenschutzgründen grundsätzlich nicht möglich ist, Unternehmen darüber zu informieren, was aus Bewerbern geworden ist.
Sperre
„Wir nehmen aber jede Rückmeldung der Firmen sehr ernst. Wenn eine Arbeitsaufnahme vereitelt und kein anderer Job angenommen wurde, wird der Arbeitslosen-Bezug sofort gesperrt“, betont AMS-Wien-Sprecher Sebastian Paulick. Nach Bewerbungen werde grundsätzlich nachgefragt, warum die Jobaufnahme nicht geklappt hat.
Wegen Verweigerung oder Vereitelung der Arbeitsaufnahme oder Schulung gab es im Vorjahr österreichweit 16.574 Sperren des Arbeitslosengeldes (zunächst für sechs Wochen, Anm.), um 2000 weniger als 2011.
Die Nemeth Gebäudeverwaltung hat übrigens vor Kurzem die vakante Stelle nachbesetzen können.