Arbeiterkammer will Teilzeit verteuern
Von Anita Staudacher
Hoher Stresspegel, zunehmender Arbeitsdruck, familienfeindliche Arbeitszeiten und weniger Mitbestimmung durch Auslagerungen ganzer Unternehmensteile: Der Strukturwandel in der Wirtschaft wirkt sich zunehmend negativ auf die Arbeitsbedingungen der Belegschaft aus, geht aus einer IFES-Umfrage unter Betriebsräten im Auftrag der Arbeiterkammer (AK) hervor. Zwei Drittel der 300 befragten Betriebsräte registrierten demnach ein Ansteigen des Zeitdrucks sowie höhere Flexibilitätsanforderungen. Dies führt wiederum zu immer mehr „atypischen Beschäftigungsverhältnissen“, wozu die AK auch die Teilzeit zählt. Laut Umfrage werden in praktisch jedem der untersuchten Betriebe Teilzeitkräfte eingesetzt, bei mehr als einem Drittel macht sie mehr als zehn Prozent aus. Fast jedes zweite Unternehmen beschäftigt Leiharbeiter.
Mehrarbeitszuschlag
AK und ÖGB nutzen die Umfrage, um ihre Arbeitsmarkt-Forderungen an die neue Regierung zu bekräftigen. Verteuert und damit für Arbeitgeber unattraktiver gemacht werden sollen vor allem Überstunden, Teilzeit und Leiharbeit. Bei der Teilzeit will die AK den Mehrarbeitszuschlag von 25 auf 50 Prozent erhöhen und einen leichteren Wechsel in Vollzeitstellen ermöglichen. Die Leiharbeit soll auf zehn Prozent der Beschäftigten eines Betriebes limitiert werden. Nach einer gewissen Zeit soll es eine Übernahmepflicht geben. Die Wirtschaftskammer (WKÖ) sieht durch die Einschränkung der innerbetrieblichen Flexibilität Jobs gefährdet und verweist darauf, dass Teilzeit auch den Wünschen der Arbeitnehmer entspricht: „Ende Juni gab es rund zehn mal so viele Arbeitslose mit Teilzeitwunsch wie offene Teilzeitstellen“, sagt WKÖ-Sozialexperte Martin Gleitsmann.