Wirtschaft

AK-Direktor Werner Muhm geht mit Juli 2016 in Pension

Das Betreff "Wichtiges aus erster Hand" sollte auf die Bedeutsamkeit des Mails hinweisen, das Werner Muhm, Direktor der Wiener und der Bundes-Arbeiterkammer am Montag hausintern verschickte. Mit 1. Juli 2016 werde er seine Pension antreten, ließ Muhm die Mitarbeiter wissen.

Nach 26 Jahren in der AK, die er 10 Jahre als Bereichsleiter und 15 Jahre als Direktor führte, sei es für ihn im Alter von 66 Jahren "persönlich an der Zeit, in den Ruhestand zu treten".

Nicht nur im eigenen Haus, auch in der heimischen Wirtschaftspolitik wird schon länger heftig darüber gerätselt, wann Muhm ans Aufhören denkt. Konkretes Nachfragen wurde fast als ehrenrührig empfunden.

Der "Präsidentendirektor", wie Muhm intern genannt wird, ist schließlich einer der einflussreichsten Drahtzieher in der SPÖ und nach wie vor enger Berater von Bundeskanzler Werner Faymann. Als ihn die damalige ÖVP-Finanzministerin Maria Fekter aus dem Generalrat der Nationalbank kippte, saß Muhm auf Anordnung von Faymann rasch wieder drin.

Alle, die geglaubt hatten, Muhm würde gemeinsam mit seinem langjährigen AK-Präsidenten Herbert Tumpel 2013 in Pension gehen, hatten sich gewaltig getäuscht. Muhm, der auch die Experten-Kaderschmiede der AK leitet, dachte gar nicht ans Aufhören. Er hat einen unbefristeten Dienstvertrag.

Neben dem zurückhaltenden Tumpel wurde Muhm immer einflussreicher und nach außen hin die Stimme der Arbeiterkammer. Engagiert, rhetorisch versiert und inhaltlich sattelfest übernahm er die Rolle des linken Chefideologen. Gnadenlos gegenüber Millionären, ausländischen Großkonzernen und Hausbesitzern, gefürchtet von den Konservativen.

Mit dem neuen Präsidenten Rudolf Kaske, der im Vorjahr die AK-Wahlen souverän für die SPÖ gewann, tut sich Muhm nicht mehr so leicht. Der Politprofi Kaske verteilte die Rollen neu. Muhm ist der Experte, der Präsident ist politisch verantwortlich.

Höhere Gage als der AK-Präsident

Der Direktor gehört zur alten Garde der Arbeiterkämmerer, die noch Spitzengehälter erhalten. Mit einem Monatseinkommen von knapp 16.000 Euro (14 Mal im Jahr) verdient Muhm wesentlich mehr als sein Präsident. Auch im Ruhestand wird Muhm nicht darben müssen. Während Kaske beispielsweise nur die ASVG-Rente bekommt, kann sich Muhm über eine zusätzlich AK-Pension aus einer Pensionskasse freuen.

Aufsichtsrats-Jobs

Pensionierung bedeutet für Muhm allerdings noch lange nicht den Abschied aus den Zirkeln der Macht.

Bis 2019 läuft sein Mandat als Aufsichtsrat des Stromkonzerns Verbund. Außerdem sitzt er im Aufsichtsrat der Wiener Städtischen Versicherung, der Kommunalkredit und ihrer Abbau-Bank KA Finanz, wie erwähnt im Generalrat der Nationalbank, in der Stiftung des Leopold-Museums und in der A.W.H. Beteiligungsgesellschaft. Über Letztere hält die Wiener SPÖ Anteile an der Sozialbau und an der Werbegruppe Gewista.

Nur zu gerne hätte Muhm auch als Aufsichtsrat bei der neuen Staatsholding ÖBIB angedockt. Das verhinderte jedoch ÖVP-Finanzminister Hans Jörg Schelling, der partout keine Sozialpartner hinein lassen wollte.

Noch ist völlig offen, wer Muhm nachfolgt. Die Position wird intern ausgeschrieben und soll in einem objektivierten Verfahren samt Expertise eines Personalberaters besetzt werden. Vermutlich mit einer Frau, die AK hat gut qualifizierte Managerinnen in der zweiten Reihe.

Immerhin hat die AK die Dimension eines Großunternehmens. 700 Mitarbeiter in Wien und österreichweit 2200 Beschäftigte. Bei einer Bilanzsumme (Bund) von 390 Millionen Euro.

Der Schluss-Satz im Muhm-Mail lässt die Konservativen übrigens noch nicht Aufatmen. Bis zu seiner Pensionierung wolle er noch " eine ganze Reihe von wichtigen Aufgaben erfüllen".