"Private Investoren werden abgeschreckt"
Von Anita Staudacher
In Österreich sei genug privates Kapital vorhanden, es könne aber zur Finanzierung heimischer Start-ups nicht entsprechend abgerufen werden, klagt Christian Tiringer, Mitgründer der Arax Capital Partners. Das Unternehmen hat sich auf die Finanzierung aussichtsreicher österreichischer Technologie- und Life-Science-Unternehmen spezialisiert. Aktuell sind rund 55 Millionen Euro in zwölf Beteiligungen investiert. "Wir könnten noch viel mehr Firmen unterstützen und es gibt auch das Kapital dafür, aber es gibt eine Zurückhaltung bei den Investments", erzählt Tiringer dem KURIER.
Keine Rechtssicherheit
Grund sei die fehlende Rechtssicherheit für die Investoren, was die steuerliche Behandlung ihrer Investments anbelangt. Laut Tiringer legten "übereifrige Finanzbeamte" in der Vergangenheit die Gesetze so aus, dass Investoren plötzlich mit hohen Steuernachzahlungen konfrontiert waren. Die Verfahren würden zwar fast immer zugunsten der Betroffenen enden, aber "so etwas schreckt ab".
Es dürfe nicht sein, dass etwa Steuerbefreiungen im Nachhinein gestrichen werden. Bei einer atypisch stillen Beteiligung handle es sich um keine Steuervermeidung, sondern höchstens um eine Steuerstundung. "Wir wollen natürlich Gewinne erwirtschaften, aber diese Gewinne werden wieder reinvestiert. Damit werden Arbeitsplätze im Inland geschaffen", erläutert Tiringer. Er fordert von der Regierung eine rasche Umsetzung der geplanten Steuererleichterungen für private Investments in staatlich geförderte (NeuFöG)-Start-ups. "Bisher ist die Steuerreform ja eher ein Belastungspaket für die Unternehmen."
1000 Geldgeber
Rund 1000 österreichische Privatinvestoren stellen Venture Capital für Arax zur Verfügung. Es gibt kein Mindestinvestment oder jährliche Nachschusspflicht. "Wir sind ein österreichischer Investor für österreichische Firmen", betont Tiringer. Im Fokus sind Hightech- und Biotech-Firmen. "Wir begleiten die Start-ups oft ein halbes Jahr oder Jahr und entscheiden uns, ob wir uns beteiligten", erläutert Tiringer. Mehr als 55 Millionen Euro wurden inzwischen investiert, 3500 Hightech-Arbeitsplätze dadurch geschaffen. Pro Jahr werden etwa 50 Start-ups unter die Lupe genommen.
Portfolio
Aktuell hat Arax zwölf Beteiligungen im Portfolio, darunter die Crowdfunding-Plattform Conda, den Impfstoff-Entwickler Affiris oder den RFID-Spezialisten Identec Solutions. Letzterer hat ein System entwickelt, mit dem Kühlcontainer in Häfen vollautomatisch überwacht werden können. Bis Ende Jänner sollen drei weitere Unternehmen kapitalisiert werden, verrät Tiringer, darunter auch zwei neue. Eines davon hat sich auf akkubetriebene Fluggeräte für die Agrarwirtschaft spezialisiert.
Börsegang
Einer der "Schützlinge", das Wiener Pharmaunternehmen Nabriva Therapeutics, wurde von den ebenfalls beteiligten internationalen Investoren erst kürzlich an die US-Technologiebörse NASDAQ gebracht. Nabriva, ein Spin-off von Sandoz, entwickelt Antibiotika unter anderem gegen krankenhausresistente Keime. Kürzlich verkaufte Arax seine Anteile an Sail Labs, einem Spezialisten für Spracherkennung in Echtzeit. Die Technologie wird u. a. vom österreichischen Bundesheer und Al Jazeera verwendet. "Das von Investoren eingesetzte Kapital wurde fast verdoppelt", so Tiringer.