Andere Länder, andere Sitten
Von Simone Hoepke
Vieles in den USA ist auf dem ersten Blick skurril. Im Bundesstaat Wisconsin rattern beispielsweise Harley-Davidson-Fahrer noch immer ohne Helm über den Highway. Ganz legal. Schließlich soll die Freiheit der Motorradfahrer nicht eingeschränkt werden, finden die einflussreichen Lobbyisten der US-Kultmarke. Sie haben ihren Hauptsitz in der Stadt Milwaukee und damit auch viele Arbeitsplätze in Wisconsin geschaffen.
Bis vor ein paar Jahren durfte man in Wisconsin auch drei Mal betrunken mit dem Auto erwischt werden, bevor man den Schein abgeben musste. Zumindest wenn der Rausch dem übermäßigen Bierkonsum geschuldet war, erzählt Andreas Klauser, Manager von CNH America LLC (Teil von Fiat Industrials, zu dem unter anderem die Steyr Traktoren gehören). In Wisconsin gebe es rund 70 Brauereien, die eben einflussreich seien. Viele Gesetze werden in den USA auf Ebene der Bundesstaaten gemacht.
Verbot für Pistolen
Das Traktorenwerk wirkt fast steril. Schraubenzieher und Zangen sind dort abgelegt, wo es schablonenhaft vorgezeichnet wurde. Auf den Gängen ist genau markiert, wo man in welche Richtung gehen darf, die Plätze für den sauberen und den schon benutzten Wischmob sind am Boden angezeichnet. "Das müssen wir so machen, es geht um Haftungsfragen, falls Unfälle passieren", erklärt Klauser am Rande eines Besuches von Agrarminister Andrä Rupprechter in den USA.
Wer in den USA erfolgreich sein will, braucht gute Berater. Das zeigt schon allein die Zahl der Anwälte, die in den Ballungszentren ihre Büros beziehen. "Allein in Los Angeles gibt es 50.000 Anwälte, zehn Mal mehr als in ganz Österreich", sagt Rudolf Thaler, Wirtschaftsdelegierter in Los Angeles. Dabei hat die kalifornische Stadt nicht einmal halb so viele Einwohner wie Österreich. Kalifornien an sich ist aber eine Wirtschaftsmacht. Wäre es ein eigener Bundesstaat, wäre dieser die achtgrößte Volkswirtschaft der Welt. Viele Ausländer zieht es allein wegen der Größe in die Vereinigten Staaten von Amerika. Der US-Markt ist fünf Mal größer als der deutsche, sieben Mal größer als Italien und drei Mal so groß wie China.
Thaler warnt Unternehmer allerdings davor, erfolgreiche Produkte einfach für den US-Markt zu kopieren. "Die Vorlieben der Amerikaner sind anders", sagt er. Selbst der Tiroler Nobel-Glashersteller Riedel habe eine eigene Gläser-Kollektion für die USA.
Mit der Tradition von Familienbetrieben macht man am US-Markt übrigens kein Kleingeld. Thaler: "Den Amerikaner interessiert primär sein eigener Vorteil von dem Produkt, nicht die Geschichte der Firma."